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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

rundbrief 2021-1

Themen: Moria, Corona, Atomwaffen, Afghanistan, Schriftauslegung

Liebe Freunde und Freundinnnen in und von pax christi,

 

wir sehen uns in unruhige und unübersichtliche Zeiten hineingestellt. Der Corona-Virus bringt Krankheit und Tod, beeinträchtigt selbst die Beziehungen unter nächsten Angehörigen, schafft Existenznöte und gesellschaftliche Verwerfungen. Er trifft die Armen und Randexistenzen besonders. Ihr Sterben übertrifft das der Wohlhabenden erheblich (vgl. im Rundbrief unten).

Eine sinnlose Tat wie die Amokfahrt von Trier hinterlässt Tod und Leid, Entsetzen und Trauer.

Die Besitzenden und Machteliten nutzen die Stunde der Pandemie, um ihre Ziele voranzutreiben. Klaus Schwab, der Macher des Weltwirt-schaftsforums von Davos, sieht in der Pandemie einen globalen Wende-punkt in  der globalen Entwicklung. „Die Pandemie gibt uns die Chance: Sie stellt eine seltene und eng befristete Gelegenheit dar, über unsere Welt nachzudenken, sie uns neu vorzustellen, und einen Neustart zu wagen.“ Jetzt soll man den „Stier bei den Hörnern packen“

Während der Konzentration auf Corona sind die die anderen Brenn-punkte unseres Weltgeschehens verdeckt, aber keineswegs erledigt oder gar gelöst. Manchmal durchbrechen sie den verschleierten Blick:  Wenn das Flüchtlingslager Moria brennt oder von einem Boot zig Flüchtende ertrinken (vgl. Rundbrief), wenn bei den endlosen Konflikten wie in Syrien, Jemen, Libyen, Afghanistan (vgl. Rundbrief) ein tödliches Ereignis aufschreckt, wenn Konflikte wie in Äthiopien oder Berg-karabach neu ausbrechen, wenn die Rüstungsspirale sich weltweit weiter dreht, wenn die Ratifizierung des Atombombenverbotsvertrags auf den weitergehenden Ausbau dieser Waffen hinweist (vgl. Rundbrief), wenn Politik mit den Geldströmen angesichts der Folgen der Corona-Pandemie einen „green deal“ begründen will.

In dieser Welt lebend, werden wir in wenigen Tagen das Wort der himmlischen Boten zu den Hirten auf den Feldern hören: „Friede den Menschen seines Wohlgefallens“. Hat das für diese Welt Bedeutung? Läuft nicht der ganze Betrieb weiter – auch wenn wir uns zurzeit Zügel anlegen? Wer glaubt schon, dass sich wirklich etwas ändert? Die lukanische Kindheitsgeschichte ist in der damaligen Weltgeschichte des mächtigen und von Gewalt geprägten römischen Reiches im Abseits verortet, auf den Feldern einer unbedeutenden Provinz. Dort wird ein anderer Friede als der pax romana verkündet. Es wird anderen Menschen als weltpolitischen Akteuren der Schalom, ein heilbringender Friede, also auch ein ganz anderer Friede angekündigt. Das Zeichen und der Unterpfand dafür ist ein neu geborenes Kind.

Herbert Böttcher zitiert in seiner Bibelauslegung zum 1. Advent (vgl. Rundbrief) Walter Benjamin mit dessen Rückgriff auf die jüdische Tradition wie folgt: „Denn in ihr war jede Sekunde die kleine Pforte, durch die der Messias treten konnte“. Und er schreibt dazu: „Die Sensibilität für „eine schwache messianische Kraft“ steht gegen das Verständnis der Geschichte als Geschichte der Sieger und Überlegenen.“

Wir hoffen für die Vielen, die unter der Pandemie und den Lasten der herrschenden Verhältnisse leiden, die wie in Trier durch die Amokfahrt zutiefst erschüttert sind, dass Weihnachten 2020 diese kleine Pforte, dieser Spalt einer messianischen Welt sichtbar wird und die Hoffnung für ein Leben im Schalom erneuert.

Das wünschen wir im Blick auf unsere Zeit, die wir nicht verdecken oder ignorieren können.

Gesegnete Weihnachten und ebenso ein gesegnetes Jahr 2021!

                                                        Albert Hohmann (Öffentlichkeitsarbeit)

 

 

 

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Diözesanversammlung 2020

 

21.11.. haben wir unsere Versammlung online durchgeführt. Die Neuwahlen des Vorstandes wurden verschoben auf einen Zeitpunkt, an dem wir uns wieder treffen können. Mit der Zustimmung aller bisher Gewählten ist das möglich. Neben den Regularien hatten wir als thematischen Schwerpunkt das Thema: Rassismus und Antisemitismus in Verschwörungsmythen. Nicola Rosendal von der KAB hielt das entsprechende Referat.    

Zudem wurde beschlossen, ein Grundsatzpapier für unsere Bistums-stelle zu erarbeiten und alle Mitglieder zu bitten, sich an der Diskussion zu beteiligen. Unten ist das Vorhaben skizziert.

 

Friedens-Bewegung in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft 

 

… ein neues Grundsatzpapier von Pax Christi Trier entsteht.

 

Auf Vorschlag des Diözesanvorstandes hat die Diözesanversammlung im November 2020 befürwortet, ein Grundsatzpapier zur Positions-beschreibung unserer Bewegung zu erarbeiten.

 

Ziel und Funktion einer solchen Positionsbeschreibung sollen sein: Mit dem Papier soll eine inhaltliche Selbstvergewisserung in Pax Christi Trier erfolgen, es soll eine Verknüpfung von kritischer Gesellschafts-analyse und biblisch-theologischer Reflexion als Grundlage reflektierten Handelns als christliche Friedensbewegung formulieren.

 

Die Positionsbeschreibung soll inhaltliche Grundlage für Kooperation und Diskussion mit anderen in Kirchen und Gesellschaft, z.B. im gemeinsamen „Kapitalismus-Projekt“ mit KAB und Ökumenischem Netz, mit der Bundesebene von Pax Christi, anderen Gruppen in der Friedensbewegung, der Politik, den Kirchenleitungen  … sein.

 

Zum Entstehungsprozess des Papiers: Veröffentlichung eines Grob-entwurfs (Gliederung) im Rundbrief (siehe unten) und Aufruf an alle Mitglieder zur Stellungnahme – Erstellung einer Beschlussvorlage (Hope Rauguth, Albert Ottenbreit, Albert Hohmann) und Diskussion / Beschluss in der Diözesanversammlung 2021.

 

Pax Christi Diözesanverband Trier

 

SCHALOM. Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung Friedens-Bewegung in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft 

Eine Positionsbeschreibung

 

„Und der Friede Gottes,

der höher ist als alle Vernunft,

wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus“.

Phil, 4,7 (Luther Bibel, 2017)

 

Einführung

Die internationale Friedensbewegung PAX CHRISTI

… Versöhnung als Fundament und bleibende Herausforderung – die bisherige Geschichte der Pax Christi-Bewegung - pax christi ist entstanden nach dem zweiten Weltkrieg: Feindschaft und Krieg sollten ein Ende finden!

… Friedensarbeit nach Auschwitz

 

I. Unfrieden, Ungerechtigkeit und Schöpfungszerstörung - kritische Gesellschaftsanalyse

…. In welche Welt blicken wir – in der Wert-Abspaltungskritik liegt ein Instrument der Analyse und Reflexion der Gegebenheiten vor. Das Ökumenische Netz Rhein-Mosel-Saar, in dem Pax Christi DV Trier Mitglied ist, hat im Februar 2020 nach mehrjähriger Diskussion das Papier „Den Kapitalismus als Ganzes überwinden!“ (1) verabschiedet. Das Papier enthält eine gesellschaftskritische Analyse der kapitalistisch geprägten gesellschaftliche Situation. Hierauf wollen wir Bezug nehmen.

 

II. Schalom und pax christi – theologische Reflexion in jüdisch-christlicher Tradition

… Schalom: umfassendes Friedensverständnis (Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung) in jüdisch-christlicher Tradition

… Bezugnahme auf die theologische Reflexion im o.g. Papier des Ökumenischen Netzes (1).

… friedensthematische Zuspitzung in biblischem Bezug, z.B. Jesaja, 2, 1-4, Sacharija, Psalmen 46, 96 und 98, Bergpredigt, …

 

III. Als Friedens-Bewegung denken und handeln

1. Reflektiert Handeln / Unterscheidung zwischen Phänomenen und Wesen globaler Probleme in einer kapitalistisch geprägten Gesellschaft

 

2. Gewaltfrei wirkt – Handlungsfelder

2.1. Gewaltfrei diakonisch-samaritanisch handeln: was wir (individuell, kulturell, politisch) jetzt schon tun können!

Auf dem Hintergrund unserer Gesellschaftsanalyse und unserer biblisch-theologischen Reflexion erkennen wir, dass Friedenshandeln angesichts der Verhältnisse und unserer menschlichen Begrenztheiten immer Stückwerk bleibt. Nichts desto trotz wollen wir auch hier und jetzt gewaltfrei handeln ….

    Versöhnung

    Zivile Konfliktbearbeitung

    Friedensbildung

    Gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus

    Ökumene und Interreligiöser Dialog

    Freiwillige Friedensdienste

    Menschenrechte und Völkerrecht

    Flucht, Asyl und Fluchtursachen

    Abrüstung statt Militarisierung, insbesondere Ächtung von Atomwaffen

 

2.2. Vernetzt handeln in der lokalen, regionalen und weltweiten Bewegung für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

 

 3. Das Ganze verändern: den Kapitalismus als gesellschaftliche Totalität verstehen und überwinden!

… hier sollten wir auf unser gemeinsames Projekt mit KAB und Ök. Netz „Kapitalismus verstehen und überwinden“ eingehen.

 

Zum guten Schluss

Und Gott wird schlichten zwischen vielen Nationen

und starken Völkern Recht sprechen bis in ferne Länder.

Und sie werden ihre Schwerter umschmieden zu Pflugscharen

und ihre Speere zu Winzermessern.

Kein Volk wird mehr gegen das andere das Schwert erheben,

und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen.“

Micha, 4, 3 (BigS)

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(1) Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar:

Den Kapitalismus als Ganzes überwinden! Da es im Kapitalismus keine Alternativen gibt, brauchen wir Alternativen zum Kapitalismus. - Koblenz, 2020

Das Heft kann als gedruckte Broschüre angefordert: info@oekumenisches-netz.de oder im Internet herunter geladen werden: www.oekumenisches-netz.de   

 

 

Das Fanal von Moria

 

Das lodernde Flüchtlingslager hält auf brutale Weise der Bundesrepublik Deutschland und der EU den Spiegel vor.

 

    Allzu viele Verantwortliche in Politik und Gesellschaft haben trag-fähige und menschliche Lösungen für Flüchtlinge verweigert. Die herrschende Agenda ist Abschrecken, Abschotten und Abschieben.  Angst vor Fremdenfeindlichkeit und den Schwierigkeiten bei der Integration führen zu der Überzeugung, dass „das Boot voll ist“. Man kann sich gut dahinter verstecken, dass andere unwillig seien. Sicherung der Außengrenzen ist das geltende Credo.

    Maßnahmen wie das Unterbringen in Lagern mit lebensunwürdi-gen Bedingungen, Abschieben in Länder, die den Fremden gegen-über nicht vor Gewalt und Folter zurückschrecken, die achselzuc-kende Inkaufnahme des Tod vieler im Mittelmeer und die weitere Behinderung der Seenotrettung sind Ausweis dieser Unwilligkeit.

    Das Verweisen auf die Notwendigkeit einer europäischen Lösung – so sinnvoll sie sein könnte, wenn sie von einem Paradigmen-wechsel geprägt wäre – ist für die Bundesrepublik eine erbarm-ungswürdige Ausrede, zumal es von einem kleinteiligem Angebot (150! Kinder und Jugendliche) begleitet wird.

    Solange die europäischen Staaten die Erkenntnis verweigern, dass sie aufgrund der kapitalistischen Handlungsnormen, die Ressourcenausbeutung in zahlreichen Ländern und militärische Absicherung der Handelswege erfordern, weitestgehend an den Ursachen von Flucht und Vertreibung beteiligt sind, bleiben sie blind für die Folgen. Weder der Aufbau von Sicherheitsstrukturen in betroffenen Ländern noch Entwicklungshilfe ändern das.

 

Die humanitäre Katastrophe ist nur das Symptom eines politisch orga-nisierten und gewollten Versagens. Zu Recht wird gefordert,  dass die Zustände das Ende eines für ganz Europa beschämenden Zustands verlangen, dass die Ding beim Namen genannt werden. Mitleid reicht nicht aus. Erste Hilfe dort lindert zunächst, bringt den Geflüchteten und Migranten aber weder ihre Würde zurück noch schafft sie Lebenspers-pektiven.

In Europa wird gerne von Wertegemeinschaft und Menschenrechten gesprochen. Solche Rede scheint dazu zu dienen, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Notwendig wäre die Hand zu drehen und auf sich selbst zu zeigen oder mindestens schamvoll zu schweigen.

 

Als pax christi können und wollen wir unsere christlich-jüdische Tradition nicht ignorieren, die eindeutig Stellung nimmt. In Levitikus 19, 34 heißt es: "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimi-scher gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen.“

 

Vorstandsbeschluss Bistumsstelle pax-christi vom 15.09.2020

 

 

Moria – eine vorhersehbare Katastrophe

 

Zustände im Lager

Die Katastrophe für die Geflüchteten in Moria ist nicht als Verhängnis über die Insel und die dort lebenden Menschen hereingebrochen. Das gilt zunächst einmal im Blick auf die Zustände im Lager. Noch bevor Corona das Lager erreichte, lagen die Informationen über menschen-verachtende Zustände auf dem Tisch. Berichtet wurde von Krankheiten, die nur in den ärmsten Ländern auftreten, von einer Verzweiflung, die viele zu Selbstverstümmelungen und Suiziden trieb. Gewarnt wurde vor den Folgen für den Fall, dass sich unter solchen Bedingungen Corona ausbreiten sollte. Dieser vorhersehbare Fall ist eingetreten und hat in einem wörtlichen Sinn deutlich gemacht, wie ‚brandgefährlich‘ die Lage war. Aus der Brandgefahr, vor der Helferinnen und Helfer ebenso wie

kritische Stimmen in der Öffentlichkeit vergeblich gewarnt hatten, ist ein Brand geworden, in dem die Geflüchteten alles verloren haben und der sich in Gestalt von Verzweiflung und Angst ausbreitet und mit beson-derer Heftigkeit die Dörfer der Umgebung ‚infiziert‘.

Viele Bewohner_ innen reagieren ähnlich wie es in der EU gegenüber Geflüchteten üblich ist: mit Abschottung und brutaler Gewalt. Sie werden unterstützt von Polizei und Militär, die mit Schiffen und Flugzeugen nach Moria geschafft werden. Ihre Aufgabe ist es, die Geflüchteten, aber auch die Einheimischen in Schach zu halten. Verhindert werden soll, dass Geflüchtete in die Stadt und in den Hafen kommen und es dabei zur Verschärfung der Situation durch weitere Plünderungen und zu kriegerischen Szenarien kommt. Und auch hier verschärft die Angst, sich mit Corona zu infizieren, die Situation.

Es fällt auf, dass bei Bewohner_innen der Insel Hilfsbereitschaft in aggressive Abwehr umgeschlagen ist. Noch 2015 wurden Geflüchtete freundlich aufgenommen und mit Essen, Trinken und Kleidung versorgt. Mit der Abriegelung der Grenzen und damit der Routen für Geflüchtete

schlug die Hilfsbereitschaft mehr und mehr in Abschottung und Aggression um. Die Inselbewohner_innen wurden ebenso wie die Geflüchteten mit der für alle Beteiligten überfordernden Situation allein gelassen. Ähnliches – wenn auch auf komfortablem Niveau – haben wir in Deutschland nach dem Öffnen der Grenze 2015 erlebt. Die Willkommenspartys schlugen schnell in aggressive Abwehr, Rassismus und Rechtspopulismus um, als klar wurde, dass damit die Flüchtlings-krise nicht zu bewältigen ist. Mit dem ‚Argument‘, nicht alle aufnehmen zu können, sollte niemand mehr aufgenommen und alle mit den bekannten Arsenalen abschottender Gewalt und ihren ideologischen Begleitarsenalen ‚draußen‘ gehalten werden. Die Politik der ehrbaren Mitte befleißigte sich antirassistischer Töne und gab in ihrer faktischen Politik Rechtspopulisten und Rassisten mit verschärften Maßnahmen zur Abschiebung und Abschottung buchstäblich ‚Recht‘.

Lager-Politik

In diesem Zusammenhang war sowohl der Bundesregierung als auch der EU-Kommission die menschenverachtende Lager-Politik der rechtskonservativen Regierung Griechenlands als Instrument der Abwehr von Flüchtenden durchaus willkommen. Entgegen getroffener

Vereinbarungen ließ die griechische Regierung keine ausländischen Asylgutachter zu. Von der lokalen Politik wurde im Frühjahr verhindert, dass Helfer_innen des THW im überfüllten Lager auf Samos dringend benötigte Wasserleitungen verlegten. In dieser Logik wehrt sich die griechische Regierung auch gegen Hilfsangebote für die in Moria festgehaltenen Menschen. Sie will ihre Politik der Abschreckung nicht durch Hilfe konterkarieren lassen. So werden die Menschen, die unter

Elendsbedingungen, gegen Abmachungen, unter Bruch geltenden Rechts und verweigerter Hilfeleistungen gezwungen wurden in den Lagern zu leben, als Instrumente der Abschreckung missbraucht. Dagegen haben weder Bundesregierung noch EU-Kommission öffentlich Einwände erhoben. Im Gegenteil, sie haben die Situation willig hingenommen und sich so zum Komplizen der griechischen Rechts-regierung gemacht. Um so zynischer ist es, wenn sich jetzt Stimmen zu Wort melden, die darauf hinweisen, durch die Hilfsangebote dürfe die griechische Souveränität nicht verletzt werden. Solche Stimmen melden

sich vor allem aus den Ecken, die keine Probleme damit haben, dass durch deutsche Exportoffensiven, das Eintreiben von Schulden und das Bestehen auf Sozialabbau – nicht zuletzt im Gesundheitssystem – der griechische Staat in immer neue Krisen getrieben und genau dadurch seine Souveränität untergraben wurde. Nicht weniger zynisch ist die Argumentation der Rechtsregierung Österreichs, die sich gegen Hilfsangebote wehrt, um keine neuen Anreize zu Brandstiftungen zu

schaffen. Der Gedanke, dass jene menschenverachtende Politik auch dann zum ‚Brandbeschleuniger‘ wird, wenn im wörtlichen Sinn keine Brände gelegt werden, scheint zu fern und zu kompliziert. Ähnliches gilt für den sog. Pull-Effekt, der davon ausgeht, dass eine weniger brutale Politik immer neu Fliehende anzieht. Dabei bleibt der entscheidende Pull-Effekt, die Krise des Kapitalismus und die mit ihr einhergehende Zerstörung von Lebensgrundlagen, außerhalb der Wahrnehmung und des Denkens.

Aktuelle Hilfe und ihr Scheitern

Angesichts der verzweifelten und von von der europäischen Politik mit herbeigeführten Lage auf Moria ist aktuelle Hilfe das Gebot der Stunde – von der Aufnahme von Geflüchteten, die im Vordergrund stehen muss, bis zur Versorgung auf der Insel. Aber selbst diese humanitäre Notwen-digkeit scheitert an politischen Grenzen. Obwohl eine Reihe von Städten sich zur Aufnahme von Geflüchteten bereit erklärt hat, kann sich die Bundesregierung nicht dazu durchringen mehr als etwa 1.500 Geflüch-tete aufzunehmen. Der Verweis auf eine sog. europäische Lösung scheitert an rechtspopulistischen Regierungen, aber auch daran, dass die von der Krise des Kapitalismus verursachten Lasten in Europa ungleich verteilt sind. Wenn ausgerechnet die deutsche Regierung als Krisengewinnler europäische Solidarität bei der Verteilung von Flücht-lingen einfordert und zur Bedingung eigener Hilfsleistungen macht, verkennt sie die eigene Verstrickung in den desolaten europäischen

Krisenzustand. Zudem nimmt ihr immer neue Verweis auf die Not-wendigkeit europäischer Lösungen die Geflüchteten in eine Art Geisel-haft, um eine vermeintlich gerechtere Verteilung der Geflüchteten zu erzwingen und den Eindruck zu vermeiden, Deutschland werde sich um die Geflüchteten schon kümmern.

Abgesehen von der kommunalen Aufnahmebereitschaft ist zudem kaum gesellschaftlicher Druck auf die Bundesregierung zu spüren, so dass erst recht vor den Wahlen die Angst groß und nicht unbegründet sein dürfte, das demokratische Wahlvolk könne die Protagonisten allzu weitgehender humanitärer Handlungsweisen mit dem Stimmzettel abstrafen und ganz demokratisch für Abschottung und Gewalt gegen Geflüchtete votieren. Zudem sind die Demokraten derzeit vor allem

mit der Verteidigung bürgerlicher Freiheiten gegenüber den staatlichen Schutzmaßnahmen vor Corona, die gewollt oder ungewollt durchaus den besonders Gefährdeten zugute kommen, beschäftigt. Freiheit ist Reise-, Party- und Eventfreiheit und hat mit der Freiheit Geflüchteter zu

leben, sich zu ernähren, da leben zu wollen, wohin sie migrieren wollen, nichts zu tun. Im Gegenteil, im Interesse solcher Freiheiten sollen Flüch- tende abgewehrt werden. Eine besondere Perversität und Verwilderung des demokratischen Mobs agiert sich in der Verfolgung von Helfenden aus. Das zeigte sich in den Maßnahmen gegen diejenigen, die Geflüch-tete aus Seenot gerettet haben. Gegenwärtig ist eine Äbtissin aus der bayerischen Benediktinerinnenabtei Maria Frieden, die in ihrem Kloster Geflüchtete aufgenommen hat, juristischen Verfolgungen und Strafan-drohungen ausgesetzt. Menschen in Not nicht zu helfen, ist keine unter-lassene Hilfeleistung. Im Gegenteil, die Freiheit zu helfen, wird unter Strafe gestellt. Im Fall der Äbtissin wird zudem deutlich, dass Religions-freiheit auf Kultfreiheit reduziert ist und nicht die Freiheit beinhaltet, in Übereinstimmung mit den Glaubensüberzeugungen in Freiheit zu handeln. Während die Kirchen angesichts der Einschränkungen von Gottesdiensten zum Teil vehement ‚Religionsfreiheit‘ einforderten, wird die Äbtissin in der Wahrnehmung ihrer Religionsfreiheit durch prak-tisches Handeln auch von den Kirchen allein gelassen.

 

Lager und Lager-Politik im kapitalistischen Weltzustand

Dass die Katastrophe nicht als Verhängnis über die Geflüchteten hereingebrochen ist, gilt in einem umfassenderen Sinn nicht nur für die Flüchtlingspolitik, sondern auch im Blick auf den globalen kapitalis-tischen Weltzustand. Er kommt in der Katastrophe von Moria zum Ausdruck. U.a. wird er in der Hilflosigkeit sichtbar, mit der europäische Werte und Menschenrechte eingeklagt und die europäische Werte-gemeinschaft gegen eine europäische ökonomische Zweck-gemeinschaft in Stellung gebracht wird. Vermeintlich universale humanitäre Werte und Menschenrechte, die ornamental und auratisierend über der ökonomischen Zweckgemeinschaft schweben, sind real an ökonomische Zwecke gebunden, genauer an den abstrakten Selbstzweck der männlich konnotierten Verwertung von Kapital und die damit einhergehende weiblich konnotierte Abspaltung der Reproduktion. Diese kapitalistisch-patriarchale Form der Vergesell-schaftung lässt hehre Werte und Menschenrechte nur in den Spielräumen zu, die Verwertungsprozess und Reproduktion lassen bzw.

als Postulat formaler Gleichheit der Marktakteure nötig machen. Entgegen der mit ihnen verbundenen universalen Ideologie gelten sie vor allem für diejenigen, deren Arbeitskraft sich verwerten lässt, für die anderen nur solange wie die Vorräte aus dem Topf kapitalistischer

Verwertung reichen. Und für Geflüchtete reichen sie schon lange nicht mehr. Entsprechend tritt an die Stelle demokratischer Werte die demokratische Gewaltkeule.

In all dem agiert sich die Krise des Kapitalismus aus, dem es angesichts der mikroelektronischen Entwicklungen seit Jahrzehnten nicht mehr möglich ist, die schwindende Arbeitssubstanz durch Ausweitung von Produktion und Märkten zu kompensieren, und der zudem unweigerlich immer mehr auf ökologische Grenzen stößt. Genau diese Krisen- dynamik zerstört die Lebensgrundlagen und wird auch nach Corona mit sich verschiebenden Grenzen zwischen Mensch und Tier, ökologischen Zerstörungen und globalen Transport- und Reisewegen neuen Viren den Weg bereiten. Diese Krisendynamik führt zugleich dazu, dass immer mehr Menschen ihren zerstörten Lebensraum verlassen und an anderen Orten Möglichkeiten des Überlebens suchen. Wenn diese zerstörerische

Krisendynamik nicht zur Kenntnis genommen wird, um demokratisch am Kapitalismus festhalten zu können, sind weitere Morias und größere Katastrophen, die sich ebenfalls tagtäglich ereignen,vorprogrammiert. Auch Flüchtlingsorganisationen, andere Nichtregierungsorganisationen ebenso wie Helferinnen und Helfer wehren die Erkenntnis solcher Vermittlungszusammenhänge oft aggressiv-ignorant ab. Offensichtlich schrecken sie – vielleicht aus Angst vor dem Verlust gesellschaftlicher Anerkennung – vor einer radikalen Kapitalismuskritik zurück. Letztere ist aber unverzichtbar, wenn die Dynamik immer neuer Katastrophen unterbrochen werden soll. Nicht weniger unverzichtbar ist humanitäre Hilfe. Sie stößt aber angesichts der fortschreitenden Krise und

begrenzter Hilfskapazitäten auf objektive Grenzen. Dies zu ignorieren, trägt dazu bei, die Krisenentwicklungen ihren Gang in immer neue Katastrophen gehen zu lassen.

Koblenz, 22.09.2020       Vorstand und Geschäftsführung des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar e.V.

 

75 Jahre Atomwaffen – (k)ein Auslaufmodell?!

 

In einer Online-Veranstaltung anlässlich des 75. Jahrestags des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki referierten die Referenten: Thomas Zuche Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier und    Horst Peter Rauguth Geistlicher Beirat pax christi Deutschland

Veranstalter: Heinrich-Pesch-Haus, Katholische Erwachsenenbildung

Forum Katholische Akademie, Pax Christi, Diözesanverband Speyer

Hier wird das Referat unseres Geistlichen Beirates wiedergegeben:

I  Was sagen die Kirchen? Sind Kirchen gefragt etwas zu sagen? Ist der christliche Glaube eine gute moralische Instanz um Atom-waffen zu beurteilen???

„Manche Japaner“ (so schrieb Konrad Lübbert vor zwanzig Jahren,) „nennen noch heute die Atombombe die ‚christliche‘ Bombe, weil sie von Christen entwickelt, von Christen gutgeheißen und von Christen eingesetzt wurde.“

Hier Vergangenes, was in unseren beiden großen christlichen Kirchen schon zum Thema Atomwaffen schon gesagt wurde: (Der "deutschnatio-nal" schlimm vorbelastete) Bischof Otto Dibelius, CDU-Gründungsmit-glied und 1949-1961 erster EKD-Ratsvorsitzender, fand Militärtechnolo-gien zur Massenvernichtung keineswegs per se schlimm. 1954 gab er auf der 2. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston (USA) kund: Die Anwendung einer Wasserstoffbombe ist vom christlichen Standpunkt aus nicht einmal eine so schreckliche Sache, da wir alle dem ewigen Leben zustreben. Und wenn zum Beispiel eine einzelne Wasserstoffbombe eine Millionen Menschen töte, so erreichen die Betroffenen umso schneller das ewige Leben. Nachlesen kann man diese Gotteslästerung z.B. in Manfred Görtemakers "Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" (1999, S. 259).

Einen Einsatz der Atombombe ("christlichen Bombe") hielt der Jesuit Gustav Gundlach sogar dann für erwägenswert, wenn die ganze Menschheit zur größeren Ehre Gottes geopfert werden müsste.

Mich hat das 2. Vatikanische Konzil ermutigt, mir als Christ eigene Gedanken zu machen.

Die Pastoralkonstitution Gaudium et spes sagt: Aber nur frei kann der Mensch sich zum Guten hinwenden. … Die wahre Freiheit aber ist ein erhabenes Kennzeichen des Bildes Gottes im Menschen … Die Würde des Menschen verlangt daher, dass er in bewusster und freier Wahl handle, das heißt personal, von innen her bewegt und geführt und nicht unter blindem inneren Drang oder unter bloßem äußeren Zwang.

Und meine Kirche war auch nicht mehr die einzige Institution in der das Heil, die Ehre Gottes, zu finden war, während die Welt außerhalb böse war!

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, be-sonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahr-haft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände. Ist doch ihre eigene Gemeinschaft aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden.“

So kann ich mir dann jetzt wünschen, dass sich meine Kirche und auch die evangelische Kirche mit dem Thema Krieg und Frieden und auch den Atomwaffen auseinandersetzt und zum Heil aller Menschen sich einsetzt und ich darf und kann dabei mitwirken.

II Skizze vier ethischer Argumentationslinien -  nach Martin Senn, Handbuch der Friedensethik      

1. Egoistische Ethik: Handlung dann moralisch, wenn sie den Interessen der eigenen Gruppe dient. (Gundlach:Die Waffe ist nicht  in sich unsitt-lich. Sogar für den möglichen Fall, wo nur noch eine Manifestation der Majestät Gottes und seiner Ordnung, die wir als Menschen ihm schul-den, als Erfolg bliebe, ist Pflicht und Recht zur Verteidigung allerhöch-ster Güter denkbar. Ja, wenn die Welt untergehen sollte dabei, dann wäre das auch kein Argument gegen unsere Argumentation. Denn wir haben erstens sichere Gewissheit, dass die Welt nicht ewig dauert, und zweitens haben wir nicht die Verantwortung für das Ende der Welt. Wir können dann sagen, dass Gott der Herr, der uns durch seine Vorsehung in eine solche Situation hineingeführt hat oder hineinkommen ließ, wo wir dieses Treuebekenntnis zu seiner Ordnung ablegen müssen, dann auch die Verantwortung übernimmt."). Nuklearwaffen  als notwendiger und ultimativer Garant nationaler und göttlicher Souveränität.

2. Konsequentialistische Ethik: Fragt nach den Konsequenzen für die Allgemeinheit. Größtmöglicher Nutzen für größtmögliche Anzahl von Betroffenen. Befürworter: Abschreckung wirkt, also gerechtfertigt. Kristallkugeleffekt: Zerstörung ist vorhersehbar, also kein Einsatz. Gegner: existentielle Bedrohung für die ganze Menschheit. Anfällig für Fehler, Irrtümer. Aufwand finanzieller, wirtschaftlicher und sicherheits-technischer Art entzieht Mittel für andere überlebenswichtige Aufgaben.

3. Deontologische Ethik: Von deon, das Gesollte, das Geforderte. Mittel müssen ethischen Gesichtspunkten folgen. Pflichten: Was darf ich und was nicht? Nuklearwaffen sind aufgrund ihrer Wirkung, unterschieds-losen Zerstörungen (unermessliches menschliches Leid) und Freisetzung von Radioaktivität mit unberechenbaren Langzeitfolgen unethisch, grundsätzlich zu verwerfen. Martin Niemöllers Aussage bleibt zeitlos aktuell: „Ich persönlich könnte mir keine Situation vorstellen, in der ich auf die Frage: ‚Herr, was willst du, dass ich tun soll?’ von Gott die Antwort erhielte: ‚Wirf eine Atombombe!’“

4. Kombination von 2+3: Lehre vom gerechten Krieg: Nuklearwaffen als ultima ratio. Nur zur gerechten Verteidigung (statt Selbstaufgabe). Nur bei gravierender Bedrohung fundamentaler Werte, nicht als normale Waffen betrachtet, Schaden für Unschuldige auf Minimum reduzieren, Eindämmung durch Verhandlungen und Verträge.

III  Entlang dieser Argumentationslinien finden wir Stellungnahmen aus den Kirchen.     

Schon Anfang 1958 erklärten die in der Tradition der Bekennenden Kir-che stehenden "Bruderschaften" in Deutschland, es solle eine bevor-stehende Berliner Synode "als verbindliches Bekenntnis der evangeli-schen Kirche postulieren, dass ein Christ sich der Sünde schuldig macht, wenn er Atomwaffen plant, baut, lagert, mit ihnen hantiert oder sie gar anwendet".

Die Heidelberger Thesen von 1959, an denen der Physiker Carl Frie-drich von Weizsäcker maßgeblich mitwirkte, beschreiben die friedens-ethische Position der Evangelischen Kirche Westdeutschlands in der Zeit der massiven atomaren Aufrüstung. Dabei ging es wesentlich auch um die ethische Bewertung von Massenvernichtungsmitteln, vor allem von Atomwaffen. Zusammengefasst fordern die Thesen dazu auf, "die Zeit der Abschreckung zu nutzen, um die Logik und den Geist der Kriegsführung zu überwinden".

("These 8: Die Kirche muss die Beteiligung an dem Versuch, durch das Dasein von Atomwaffen einen Frieden in Freiheit zu sichern, als eine heute noch mögliche christliche Handlungsweise anerkennen.
These 9: Für den Soldaten einer atomar bewaffneten Armee gilt: Wer A gesagt hat, muss damit rechnen, B sagen zu müssen; aber wehe den Leichtfertigen!
These 10: Wenn die Kirche überhaupt zur großen Politik das Wort nimmt, sollte sie den atomar gerüsteten Staaten die Notwendigkeit einer Friedensordnung nahe bringen und den nicht atomar gerüsteten raten, diese Rüstung nicht anzustreben" (LL))

Kirchentagsvotum 1983 auf lila Tüchern zum Ausdruck, zigtausend-fach: "Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungsmitteln."

Die EKD-Denkschrift "Aus Gottes Frieden leben - für gerechten Frieden sorgen" deutete erst im Jahr 2007 an, dass man den Sowohl-als-auch-Standpunkt (mögliche Duldung einer vorübergehenden Atombewaff-nung) nicht endlos weiter fortschreiben könne - ohne sich lächerlich zu machen. Wo bliebe die Glaubwürdigkeit? Eine Entscheidung wurde je-doch immer noch nicht getroffen. Ähnlich „Gerechtigkeit schafft Frieden“ ohne Atomwaffen ausdrücklich zu erwähnen. (Die deutschen Bischöfe DBK)

Anders Weltkirche und Weltweite Ökumene: Absage an den "Götzen der Atombombe"

Bereits die erste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kir-chen (ÖRK) hatte 1948 in Amsterdam die Kriegsführung mit atomaren oder anderen modernen Waffen als "Sünde gegen Gott" qualifiziert. Die Sechste Vollversammlung des Weltkirchenrats in Vancouver erklärte 1983, "dass sowohl die Herstellung und Stationierung als auch der Einsatz von Atomwaffen ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellen und dass ein solches Vorgehen aus ethischer und theologischer Sicht verurteilt werden muss". Daran knüpfte zuletzt die zehnte ÖRK-Vollversammlung 2013 in Busan (Südkorea) an.

Die Frist ist abgelaufen!

Erklärung des pax christi-Präsidenten Bischof em. Heinz Josef Alge-rmissen, Fulda, anlässlich des 73. Jahrestages der Atombombenab-würfe auf Hiroshima und Nagasaki (2018) spricht deutlich aus: „So war die zeitlich befristete Hinnahme der Abschreckung an die Forde-rung einer vollständigen Abrüstung der atomaren Waffen gebun-den, wozu sich die Atomwaffenstaaten im Atomwaffensperrvertrag seit 50 Jahren eigentlich verpflichtet haben.

Die Staatenpraxis sieht jedoch ganz anders aus: Die Atommächte mo-dernisieren ihre Arsenale und rüsten weiter auf, ohne Absprachen über eine wirksame Reduzierung von Nuklearwaffen miteinander zu treffen. Indes wurde ein bestehender Vertrag mit dem Iran vom amerikanischen Präsidenten einseitig aufgekündigt. Papst Franziskus hat daraufhin er-klärt, er halte neben dem Einsatz auch die Drohung und den Besitz von Kernwaffen für moralisch nicht vertretbar. Der Atomwaffensperrvertrag steckt in einer tiefen Krise, da die seinerzeit 1968 geforderten Abrüs-tungsverhandlungen durch die offiziellen Atommächte nicht realisiert werden. Die große Mehrheit der Staaten dieser Erde, die eine atom-waffenfreie Welt so schnell wie möglich wollen, haben durch den von der UN am 7. Juli 2017 beschlossenen Atomwaffenverbotsvertrag Bewegung in diese Stagnation gebracht. Sie erklären Atomwaffen für illegitim, unmoralisch und auch illegal.

Die US-amerikanische Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams hat bei der Vatikan-Nuklear-Konferenz im November 2017 in Rom ihre kritische Haltung gegenüber der eigenen Regierung formuliert: "Wenn ich an Ter-ror denke, dann denke ich nicht nur an Gruppen wie den IS, sondern auch an neun Staaten, die den Rest der Welt - mehr als sieben Milliar-den Menschen - mit der Möglichkeit einer atomaren Katastrophe bedro-hen. Das ist für mich ebenfalls Terror. Welche Moral hat eine Gesell-schaft, die die Herstellung solcher Waffen erlaubt? Welche Werte hat eine Wirtschaft, die Milliarden in solche Waffen investiert und zugleich Millionen von Menschen verhungern lässt? Wie können wir so etwas rechtfertigen?"                                                                                      

Die Frist für eine Rechtfertigung dieses Verhaltens ist abgelaufen. Auch die Deutsche Kommission Justitia et Pax erklärt in ihrem Votum vom 17.06.2019, dass die bisherige moralische Duldung der Strategie der nuklearen Abschreckung als Konzept der Kriegsverhütung aufge-geben werden muss. Die mächtigsten Atomwaffenstaaten lassen keinen ernsthaften Willen erkennen, von ihr abzurücken, sondern setzen pro-grammatisch darauf, einen Atomkrieg führen, begrenzen und gewinnen zu können. (Justitia et Pax) Konsequent fordert pax christi dann den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag: Atomwaffen äch-ten noch im Jahr 2020 pax christi fordert den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen Erklärung des pax christi-Präsidenten, Bischof Peter Kohlgraf, anlässlich des 75. Geden-kens der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 2020:„Die katholische Friedensbewegung pax christi Deutsch-land fordert – gemeinsam mit einem breiten Bündnis christlicher Kir-chen, Religionsgemeinschaften und Friedensvereinigungen – Atom-waffen international zu ächten. An die Bundesregierung ergeht unsere Aufforderung, den Atomwaffenverbotsvertrags der Vereinten Nationen zu unterzeichnen.“

Wir dokumentieren hier im Wortlaut und in einer offiziellen deutschen Übersetzung die Botschaft von Papst Franziskus über die Atomwaffen vom 24.11.2019 im Atomic Bomb Hypocenter Park im japanischen Na-gasaki.Einer der tiefsten Wünsche des menschlichen Herzens ist der nach Frieden und Stabilität. Der Besitz von Atomwaffen und anderer Massenvernichtungswaffen ist nicht die geeignete Antwort auf diesen Wunsch; vielmehr scheinen diese ihn ständig auf die Probe zu stellen. Unsere Welt lebt in der abartigen Dichotomie, Stabilität und Frieden auf der Basis einer falschen, von einer Logik der Angst und des Misstrauens gestützten Sicherheit verteidigen und sichern zu wollen. Am Ende ver-giftet sie die Beziehungen zwischen den Völkern und verhindert jeden möglichen Dialog. Der Frieden und die internationale Stabilität sind un-vereinbar mit jedwedem Versuch, sie auf der Angst gegenseitiger Zer-störung oder auf der Bedrohung einer gänzlichen Auslöschung aufzu-bauen; sie sind nur möglich im Anschluss an eine globale Ethik der Solidarität und Zusammenarbeit im Dienst an einer Zukunft, die von der Interdependenz und Mitverantwortlichkeit innerhalb der ganzen Mensch-heitsfamilie von heute und morgen gestaltet wird. Hier in dieser Stadt Nagasaki, die zur Zeugin der katastrophalen Folgen eines nuklearen Angriffs für Menschen und Umwelt wurde, werden die Versuche, die Stimme gegen das Wettrüsten zu erheben, immer zu wenig sein. Das Wettrüsten vergeudet nämlich wertvolle Ressourcen, die doch zugun-sten der ganzheitlichen Entwicklung der Völker und des Umwelt-schutzes verwendet werden könnten. In der Welt von heute, wo Millio-nen von Kindern und Familien unter menschenunwürdigen Bedingun-gen leben, ist es ein himmelschreiender Anschlag, wenn für die Her-stellung, die Modernisierung, den Erhalt und den Verkauf von Waffen mit immer stärkerer Zerstörungskraft Gelder ausgegeben und damit Ver-mögen erzielt werden. Eine Welt in Frieden und frei von Atomwaffen ist das Bestreben von Millionen von Männern und Frauen überall auf der Erde. Dieses Ideal Wirklichkeit werden zu lassen erfordert die Beteili-gung aller: Einzelne, Religionsgemeinschaften, die Zivilgesellschaft, die Staaten im Besitz von Atomwaffen und atomwaffenfreie Staaten, private und militärische Bereiche sowie die internationalen Organisationen. Unsere Antwort auf die Bedrohung durch Nuklearwaffen muss gemein-sam und konzertiert sein und auf dem mühsamen, aber beständigen Aufbau gegenseitigen Vertrauens beruhen, das die Dynamik des gegenwärtig vorherrschenden Misstrauens durchbricht.“

Die Chance nutzen – atomare Abrüstung jetzt!

 

Die internationale Gemeinschaft muss die Spirale der Gewalt beenden, wir brauchen eine neue Friedens- und Entspannungspolitik. „QuattroPax“ eine grenzüberschreitende Friedensinitiative aus Luxemburg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Provinz Luxemburg in Wallonien und Lothringen hat sich aus dieser Überlegung heraus zusammengefunden und setzt sich für dieses Ziel ein. Ein wichtiger Schritt daraufhin könnte anlässlich der bis spätestens Ende August 2021 geplanten Überprüfungskonferenz des Nuklearen - Nichtverbreitungs-vertrages (NVV) erfolgen. Dieser Vertrag sieht auch explizit die Verpflichtung zur Abrüstung von Atomwaffen vor. Artikel VI dieses Vertrages aus dem Jahre 1970 besagt: „Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen über wirksame Maßnahmen zur Beendigung des nuklearen Wettrüstens in naher Zukunft und zur nuklearen Abrüstung sowie über einen Vertrag zur allgemeinen und vollständigen Abrüstung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle.“

Mit dem am 22. Januar 2021 in Kraft tretenden Atomwaffen-verbotsvertrag (AVV) der Vereinten Nationen wird definitiv eine Zeitenwende in der 75jährigen Geschichte der Atomwaffen eingeläutet. Ab diesem Datum sind Atomwaffen völkerrechtlich geächtet. Dies muss Auswirkungen auf die NVV-Überprüfungskonferenz haben.

Wir wissen, dass die weltweite Abschaffung aller Atomwaffen nicht von heute auf morgen möglich sein wird. Wir wissen aber auch, dass durch Multilateralismus, Dialog und Vertrauen vieles in Bewegung gesetzt werden kann. Ein erster wichtiger Schritt muss anlässlich der anstehenden Überprüfungskonferenz erfolgen.

Wir fordern unsere Regierungen in Belgien, Deutschland, Frankreich und Luxemburg auf, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten. Auch als Mitgliedsland der NATO kann Belgien, Deutschland, Frankreich und Luxemburg diesem Verbotsvertrag beitreten. Dies ist kein Widerspruch. Im Gründungsvertrag der NATO aus dem Jahre 1949 werden Atomwaffen nicht erwähnt, daher können NATO-Mitgliedsstaaten unterschiedliche Meinungen zu Atomwaffen haben. Ausnahme-regelungen und sogenannte „opt-outs“ gibt es beispielsweise für Dänemark, Island, Norwegen und Spanien.

Zwei ehemalige NATO-Generalsekretäre, Javier Solana und Willy Claes, betonen unmissverständlich die Vereinbarkeit des Atomwaffenverbots-vertrages mit der NATO-Mitgliedschaft. Sie haben sich in einem Offenen Brief vom 21. September 2020 mit weiteren 53 ehemaligen Staats- und Regierungschefs, Außen- und Verteidigungsministern aus 20 NATO-Staaten sowie aus Japan und Südkorea zu Wort gemeldet. In diesem riefen sie zu einem Umdenken auf und forderten insbesondere den Beitritt zum UN-Atomwaffenverbot.

Im Juli 2019 hat die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) anlässlich ihrer parlamentarischen Jahresversammlung die sogenannte „Erklärung von Luxemburg“ verabschiedet mit folgendem Passus:„ (…) fordert die Teilnehmerstaaten nachdrücklich auf, den Vertrag von 2017 über das Verbot von Kernwaffen, das erste rechtsverbindliche internationale Übereinkommen, das ein umfassendes Verbot von Kernwaffen mit dem Ziel ihrer vollständigen Abschaffung vorsieht, zu unterzeichnen (…)“. Die Verfasser dieses Aufrufs erinnern an diese Aufforderung und unterstützen sie nachdrücklich!

Die grenzüberschreitende Friedensinitiative „QuattroPax“ hat mit Interesse die Haltung der belgischen Regierung in der Vorbereitung der nächsten NVV Überprüfungskonferenz Anfang 2021 zur Kenntnis genommen. Dabei will Belgien eine proaktive Rolle spielen und gemeinsam mit den europäischen NATO-Verbündeten untersuchen, wie der multilaterale Nichtverbreitungsrahmen gestärkt werden kann und wie der UN-Vertrag über das Verbot von Kernwaffen der multilateralen nuklearen Abrüstung neuen Schwung verleihen kann.

Städte in der gesamten EU, von Berlin über Paris bis hin zu Brescia, Luxemburg , Mainz, Trier, Saarbrücken, haben sich im Rahmen des ICAN-Städteaufrufs (vollständige Liste der Städte: https://cities.icanw. org/list_of_cities) für den Atomwaffenverbotsvertrag ausgesprochen.

In unserer Großregion sind dies 28 Städte und Kommunen: Bad Kreuznach, Bastogne, Bouillon, Differdingen, Dudelingen, Echternach, Esch-Alzette, Frankenthal, Gau-Algesheim, Habay, Herbeumont, Junglinster, Kaiserslautern, Lintgen, Luxemburg, Mainz, Mondercange, Neuwied, Niederanven, Paliseul, Remich, Roeser, Saarbrücken, Sanem, St. Ingbert, Steinsel, Trier, Völklingen.

QuattroPax Friedens- und Solidaritätsnetzwerk in der Großregion.

 

AG Frieden Trier (D), Association Républicaine des Anciens Combattants -Vosges (F), Coalition luxembourgeoise pour la paix – COLUPA (B), Deutsche Friedens-gesellschaft -Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK Rheinland-Pfalz (D), Friddens- a Solidaritéitsplattform Lëtzebuerg – FSPL (L), Friedensnetz Saar (D)

Justice et Paix Luxembourg (L), Le Mouvement de la Paix, comité des Vosges (F)

Mouvement pour une Alternative Non-violente Nancy – MAN Nancy (F), Pax Christi Saar (D)

 

Abrüsten statt Aufrüsten

 

Es folgen weitere Hinweise auf weitere Forderungen zur Abrüstung allgemein und Atomwaffen insbesondere. Redebeitrag von Waltraud  Andruet bei der Kundgebung, „Abrüsten statt aufrüsten-Beitritt zum UN-Atomwaffenverbot jetzt!“ 05.12.2019, Saarbrücken,

Auszug: „Bundesweit finden in mehr als 80 Städten Proteste gegen die in wahnsinnigem Tempo ansteigende Aufrüstung statt.

In der nächsten Woche soll der Bundeshaushalt für 2021 endgültig verabschiedet werden. Geplant ist, dass der Verteidigungshaushalt offiziell auf rund 46,8 Milliarden Euro, um 1,2 Milliarden Euro mehr als  2020, steigen soll. Teile der Bundesregierung planen, den Rüstungs-haushalt (BIP) zu erhöhen. Das hieße bei einem erwarteten BIP für Deutschland - von der NATO vereinbarten von 4,1 Billionen Euro - in 2024 den Betrag von 80 Milliarden!

Das NATO-Mitglied Kanada erkennt die Zeichen der Zeit. Der kanadische Premierminister hat angekündigt, dass sein Land die ablehnende Haltung zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag aufgibt. Wir erwarten, dass auch unsere Regierungen in den kommenden Monaten die Zeitenwende betreffend die Atomwaffen nicht verpassen. Die Atomkriegsgefahr ist aktuell so hoch wie noch nie. Jetzt ist die Gelegenheit einen Wandel in der Nuklearpolitik einzuleiten und sich gemeinsam für das Verbot der atomaren Massenvernichtungswaffen einzusetzen.

Jahr 2024 den Betrag von 80 Milliarden … bedeuten und das mitten in der Corona-Pandemie! das ist ein Skandal! Hier werden die Prioritäten völlig falsch gesetzt! Jeder Euro wird gebraucht für Investitionen im Sozialen, für Gesundheit und Pflege, für Umwelt und gegen Klimawan-del, für Wissenschaft und für die Bildung und auch für von der Pande-mie betroffene und geschädigte Bürgerinnen und Bürger und ihre Arbeitsstätten.

Eine konsequente Abrüstung würde dieses Mittel freisetzen, dafür set-zen wir uns schon jahrelang ein, eben Abrüsten statt Aufrüsten.Das fordert auch die internationale Lage. Weltweit erreichen die Militäraus-gaben neue Rekordhöhen, ein neuer Rüstungswettlauf ist in vollem Gange und das macht die Welt nicht sicherer.... Stattdessen entstehen immer neue kriegerische Konflikte.

Deutschland gehört seit Jahren zu den Top 5 der größten Waffenexpor-teure der Welt. Rüstung ist keine Antwort auf die großen Herausforde-rungen unserer Zeit. Militarismus verschärft die ungelösten sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen, die die menschliche Zivilisation bedrohen. …

Wir brauchen … eine Zivile Sicherheitspolitik. Dazu hat die Friedens-bewegung ein handlungsfähiges Papier entwickelt. www.sicherheitneu denken. Wir wollen einen Prozess des politischen Dialogs und der Verhandlungen. Statt weitere Militarisierung der EU-Armee fordern wir ein System gemeinsamer Sicherheit und kontrollierter Abrüstung sowie ein generelles Verbot von Rüstungsexporten.

Wir wollen ein atomwaffenfreies Deutschland und sprechen uns für eine weltweite Ächtung autonomer Waffensysteme aus. Deutschland muss dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten! Die saarländische Landes-regierung fordern wir auf, eine entsprechende Gesetzesinitiative im Bundesrat einzubringen.“ …

Unsere Welt im Jahr 2020 – die Bombe tickt – trotz des UN-Atomwaffenverbotsvertrages! Auszug des Beitrags von Albert Ottenbreit: “… am heutigen 5. Dezember, geht es im Bereich der Abrüstung auch und wesentlich um die Forderung, alle Atomwaffen abzuschaffen und deren verbindliche weltweite Ächtung zu fordern.

Am sogenannten „Fliegerhorst“ in Büchel in der Eifel sind zwanzig Atomsprengköpfe gelagert, die im Rahmen der nuklearen Teilhabe der Bundeswehr innerhalb der Nato in Büchel gelagert sind. Und sie sollen nicht – wie es der Deutsche Bundestag bereits 2010 beschlossen hatte, bald abgezogen werden, sondern sie sollen modernisiert und weiterhin einsatzbereit gehalten werden. Wir fordern den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbostvertrag und gleichzeitig den Abzug aller Atom-waffen aus Deutschland endlich durchzusetzen! Der Atomwaffenver-botsvertrag der Vereinten Nationen - dieses neue völkerrechtlich verbindliche Abkommen verbietet neben der Herstellung, dem Einsatz und dem Besitz auch die Drohung mit einem Nuklearschlag sowie die Stationierung von Atomwaffen in anderen Staaten. Damit wird eine bestehende völkerrechtliche Lücke geschlossen. Chemie-, Biowaffen und Landminen waren schon länger verboten, paradoxerweise aber die schrecklichsten und gefährlichsten Massenvernichtungswaffen nicht.

Wir sagen heute deshalb unmissverständlich: ATOMWAFFEN VER-BIETEN – KRIEGE BEENDEN – KONFLIKTE FRIEDLICH LÖSEN!

Hier weisen wir auch auf die Erklärung des pax christi-Präsidenten, Bischof Peter Kohlgraf zum 75. Gedenken der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9 August 2020, hin. Vgl. ttpsh://www.paxchristi.de/kampagnen/view/58320341696512-00/atom-waffenfrei. jetzt. Siehe ebenfalls das Heft pax_zeit 1_ 2020

Am 09.12. fand im Rahmen der Friedensdekade eine vergleichbare Veranstaltung wie im Heinrich-Pesch-Haus im Saarland statt.

Auch in 2021 gehen die Aktivitäten weiter, z.B. bei der Feier zum In-krafttreten des Atomwaffenverbots-Vertrags, in der 20-Wochen-Prä-senz, beim Tag der Kirchen am 3. Juli 2021 mit ökumenischem Gottesdienst und weiteren Reden, 6.7.-11. Juli 2021, gemeinsames Protestcamp  IPPNW / ICAN vom 06.-11.07,  oder dem monatlichen Gebet auf der Friedenswiese (08.01.; 05.02.; 05.03. usw.)

 

Corona lässt uns nicht los

Nachdem in der letzten Ausgabe ausführlich auf die Themen um die Pandemie eingegangen wurde, soll auf dem Hintergrund des rasanten Anstiegs der gemeldeten Infektionszahlen auf Aspekte des Geschehens eingegangen werden. Auszüge aus einer Erklärung des Ökumenischen Netzes vor allem mit Blick auf die deutschen bzw. europäischen Vorgänge und eines Beitrags auf dem Hintergrund südamerikanischer Sicht auf die Erde von Leonardo Boff können dazu beitragen, über die Tagesereignisse hinaus zudenken. Diese Stimme (Text gekürzt) aus einem anderen Kontinent eröffnet mit Vorstellungen vom Leben einen anderen Blick (vgl. auch vorigen Rundbrief) auf die Pandemie.

Nachdem in der Erklärung des Netzes über die Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten in Wissenschaft und Ärzteschaft, bei den Diskus-sionen über Schule und Kultur und hinsichtlich politischer Forderungen (weitere Ungereimtheiten aus der gegenwärtigen Krisenbewältigung könnten ohne Weiteres ergänzt werden), erklärt der Vorsitzende Herbert Böttcher für den geschäftsführender Vorstand des Ökumenischen Netzes Rhein-Mosel-Saar:

„Sowohl in chaotischen Formen des Protests wie in der diffusen Verteidigung der Freiheit kapitalistischer Normalität zeigt sich wie sehr ein durch das Einbrechen der Arbeitsgesellschaft substanzlos gewordenes Selbst abhängig geworden ist von der kapitalistischen Event-, Freizeit und Unterhaltungsindustrie. Und die Zurichtung auf ein individualistisch-narzisstisches, auf die unmittelbare Befriedigung von Bedürfnissen und die Abfuhr von Affekten zugerichtetes Selbst treibt an die Seite derer, von denen individuelle Freiheiten und Demokratie verteidigt werden gegen eine vermeintliche Corona-Diktatur mit Kontrollen, die „schärfer sind als Terrorismusabwehr“ (so Lindner gegen Lauterbachs Forderung, dass auch in NRW wie in anderen Bundesländern Beschränkungen privater Feiern durchgesetzt werden sollen).

Kritik und Widerstand gegen real sich verschärfende autoritär-repressive Tendenzen in der kapitalistischen Krisengesellschaft sind mehr als angebracht, agieren sich aber in Protesten gegen die Corana-Maßnahmen am falschen Objekt aus – erst recht, wenn sie sich mit rechten Verteidigern von Freiheit und Demokratie gemein machen, die gegen den ‚Ausnahmezustand‘ von Corona protestieren, aber gegen den zur kapitalistischen Normalität gehörenden Ausnahmezustand gegen ‚Überflüssige‘ nichts einzuwenden haben und ihn - ganz demokratisch - für MigrantInnen immer weiter durchsetzen und verschärfen helfen. Gegenüber den vollmundigen Forderungen nach Demokratie gerade aus den rechten und von links nicht selten unterstützten Ecken muss darauf hingewiesen werden, dass Ausnahmezustand und die Verschärfung autoritärer Repressionen der

Demokratie inhärent sind inhärent sind - wie eindrücklich nachgelesen werden kann in Texten von Robert Kurz („Die Demokratie frißt ihre Kinder“, und Roswitha Scholz („Die Demokratie frisst ihre Kinder – heute erst recht!“, in: Exit!, Heft 16/2019, S. 30 ff.).“

Covid-19: Es nützt nichts, nur die Zähne des Wolfes zu schleifen

Von Leonardo Boff

 

Was Covid-19 betrifft, so konzentriert sich alles auf das Virus und auf alles, was dazu gehört, ebenso auf die unerbittliche Suche nach einem Impfstoff. All dies ist sinnvoll und muss getan werden, aber nicht mit einer verengten Sicht wie der vorherrschenden. Das Virus wird an sich

betrachtet, isoliert, unter Ausschluss jeglichen Kontextes. … Lassen Sie es uns mit unseren eigenen Worten klar sagen: Covid-19 ist eine Konse-quenz einer Art von Gesellschaft, die wir in den letzten Jahrhunderten geschaffen haben und die eine weltweite Hegemonie erlangt hat unter dem Namen des Systems der kapitalistischen Produktion mit ihrer poli-tischen Version, dem Neoliberalismus und der Kultur des Kapitals. Die Besessenheit dieses Systems ( China ... (ein)Sozialismus, ... aus einem gewalttätigen und diktatorischen Staatskapitalismus besteht) zeigt sich darin, Profit über alles, über das Leben, über die Natur, über jede ande-re Überlegung zu stellen. Sein Ideal ist ein unbegrenztes Wachstum materieller Güter auch unter der Annahme, dass es unbegrenzte Waren und Dienstleistungen auf der Erde gäbe. Der Papst bezeichnet diese Voraussetzung in seiner Enzyklika "über unser gemeinsames Zuhause" als "Lüge" (N.106). Ein endlicher Planet hält kein Projekt unendlichen Wachstums aus. Um dieses falsche und trügerische Ziel zu erreichen, schreitet dieses System voran gegen die Natur, entwaldet, verschmutzt die Böden und die Luft, zerstört ganze Ökosysteme, um das Agrobusi-ness zu erweitern, natürliche Ressourcen zu gewinnen, mehr tierische Proteine zu erwerben, mehr Getreide wie Sojabohnen und Mais und damit den persönlichen und unternehmerischen Gewinn zu steigern.

Diese systematische Repression hat eine Vergeltungsmaßnahme von Seiten der Erde (Gaia) hervorgerufen: die globale Erwärmung, extreme Ereignisse und vor allem ein diversifiziertes Spektrum an tödlichen Vi-ren. Diese Viren ruhten friedlich in der Natur, in Tieren oder in Bäumen. Ein Krieg gegen die Natur hat ihre Lebensräume zerstört. Um zu über-leben, sind diese Viren auf andere Tiere oder direkt auf den Menschen übergegangen.

Sie knien vor dem System der unendlichen Akkumulation und vor allem vor der Todesmaschinerie, welche die chemische, biologische und nuk-leare Rüstung erzeugt hat, die im Angriff gegen das Virus nutzlos ist. Dies besitzt die minimale Größe von 125 Nanomillimetern, ist fast un-sichtbar. Das ganze Werk in Kürze: Das Virus kommt aus der Natur .... Das ist der wahre Kontext der Covid-19: das System der weltweiten oder chinesischen kapitalistischen Produktion, von dem nur wenige sprechen, geschweige denn die sozialen und fernsehübertragenen Netzwerke, die 24 Stunden am Tag die humanitäre Tragödie von Zehn-tausenden von Menschenleben begleiten.

Wenn wir einen Impfstoff erlangen, der die bösartigen Wirkungen auslöscht und Covid-19 eliminiert, sind wir dann sicher, das größere Virus auch zu eliminieren? Das ist die zentrale Frage, um nicht einfach zu dem zurückzukehren, was vorher war und was schrecklich für die

große Mehrheit der Menschen und für das Gleichgewicht der Erde war.

Wir befinden uns an einem Punkt, an dem wir die neun planetarischen Grenzen überschreiten, jenseits derer das Leben auf dem Planeten nicht weitergeht. Vier von ihnen wurden ausgeschlossen: die Ausbeu-tung der Böden, die klimatischen Veränderungen, die Zerstörung der biologischen Vielfalt und die Auseinandersetzung mit Stickstoff. Weitere Grenzen zu überschreiten (Verschmutzung der Ozeane, Veränderung des Wassergebrauchs, Ausdünnung der Ozonschicht, globale Erwär-mung und chemische Verschmutzung) wird das Lebenssystem und damit unsere Zivilisation zusammenbrechen lassen.

Hinzu kommt ein Datum, ...: Der Erdüberlastungstag (Earth Shoot Day) ereignete sich am 22. August 2020. Das heißt: Die Vorratskammer der Erde, in der alle erneuerbaren Elemente für die Reproduktion des Le-bens gelagert werden, wurde aufgebraucht. Wir werden weniger frucht-bare Böden, geringere Ernten, weniger verträgliches Klima, weniger Wasser, ... mehr Böden mit Düngemitteln usw. haben. Aufgrund der ungebremsten kapitalistischen Konsumkultur haben wir bereits einen ganzen Planeten verbraucht .... Die Erde hat eine Art spezielles Konto eröffnet und alle Zeichen deuten darauf hin, dass wir uns in den Roten Zahlen befinden. Weil wir den … Konsum nicht verringern wollen, son-dern noch weiter steigern möchten (Konsumismus), entreißen wir der Erde das, was sie nicht hat. Folglich bereichern sich mehr Menschen, indem sie Engpässe in Kauf nehmen, ein großer Teil der Bevölkerung hungert und hat keinen Zugang zum Lebensnotwendigsten. Das ist der Erde nicht gleichgültig; sie spürt den Schlag und verteidigt sich, indem sie uns Taifune, Stürme, Tsunamis und ihre Waffen schickt: das Spek-trum der tödlichen Viren. Covid-19 ist eine Antwort einer lebendigen Er-de und ein Zeichen, das sie uns gibt. Diesmal greift sie also den gesam-ten Planeten an und nicht nur einzelne Teile wie bisher mit Ebola, SARS u. a. Wir müssen Covid-19 als eines der letzten Zeichen lesen, das Mut-ter Erde uns sendet. Sie ruft uns zu: "Entweder ihr entscheidet euch, damit aufzuhören, mich gewaltsam auszubeuten, oder ich kann euch weitere Viren schicken, bis hin zu dem, ... den ‚Großen’, den schreck-lichen, den kein Impfstoff oder andere Maßnahme besiegen kann. Die menschliche Spezies würde dezimiert werden. Eine solche Geste schmerzt mich sehr, eine gerechte Strafe für den jahrhundertelang un-unterbrochen geführten Krieg gegen das Leben der Natur, die nie ge-liebt und um die sich niemand gekümmert hat, deine Mutter, die dir im-mer alles gegeben hat, was du zum Leben brauchst; es hilft euch nicht, die Zähne des Wolfes zu schleifen, die für das verheerende System ste-hen, das ihr geschaffen habt; er wird damit seine Heftigkeit verlieren, die seine Natur ist, und er wird sein Werk des Todes fortsetzen, das ... selbst Anthropozän und Nekrozän nennt; ihr müsst, wie der von mir gesandte Prophet, Papst Franziskus, sagte, "eine radikale ökologische Bekehrung" vollziehen: von mir nur das nehmen, was ihr braucht und nichts mehr, so handeln, dass alle ein ausreichendes und anständiges Leben mit einem Minimum an Würde führen können, und ihr müsst mir Zeit geben, mich zu regenerieren und Kraft zu gewinnen, um als Mutter weiterzumachen, um euch und eure Nachkommen ausreichend ernäh-ren zu können. Daher müsst ihr euren Verbrauch einschränken, das wie-derverwenden, was ihr bereits benutzt habt, und das recyceln, was euch nicht mehr dient, weil es für etwas anderes nützlich sein kann, und vor allem den ganzen Planeten aufforsten, weil die Bäume, meine geliebten Töchter, den Kohlenstoff, den du in die Atmosphäre gesteckt hast, bin-den und weil sie für euch durch die Photosynthese den Sauerstoff zum Atmen produzieren. Sie halten immer Wasser im Boden, einen lebens-wichtigen, gemeinsamen und unersetzlichen Reichtum, der unverkäuf-lich ist. Stellt untereinander Beziehungen der Zusammenarbeit her und nicht des Wettbewerbs, der Empathie und nicht der der Gefühllosigkeit. Beseitigt die tiefen sozialen Ungleichheiten, die ihr im Eifer geschaffen habt, für wenige Menschen möglichst viel anzuhäufen, wäh-end eure Brüder und Schwestern hungern und es ihnen an allem mangelt, sodass sie vorzeitig sterben. Ihr und ich werden den natürlichen Vertrag erneu-ern müssen, den ihr gebrochen habt, den Vertrag der gegenseitigen Beziehung der Fürsorge und der Zusammenarbeit, und so können wir zusammen eine glückliche Flugbahn bilden, unter dem wohlwollenden Licht des großen Sohnes, der Sonne. Nutzt den gesunden Menschen-verstand und Weisheit, denn sonst werdet ihr die Zahl derer anschwel-len lassen, die sich in der Prozession zum Grab befinden, das ihr ... ge-graben habt. Vergesst nicht, dass es nicht nur das natürliche und mate-rielle Kapital gibt, das ihr fast bis zum Zusammenbruch ausgebeutet habt. Es gibt auch das menschlich-geistige Kapital, bestehend aus be-dingungsloser Liebe, aus Solidarität, Mitgefühl und Offenheit füreinan-der, ohne Diskriminierung, und die Offenheit für alles, auch für das Un-endliche, das tausend Namen trägt, Gott, der alles aus Liebe erschaffen hat, der nichts Geschaffenes hasst und leidenschaftlich in das Leben verliebt ist. Öffnet euch Ihm, indem ihr menschlicher, sensibler seid, die Natur und mich selbst beschützt und einen größeren Sinn für euer Le-ben findet. Auf diese Weise werden wir ein gemeinsames gesegnetes Schicksal und eine Welt haben, die für eine bessere Zukunft offen ist."

Entweder hören wir auf diese Warnungen von Mutter Erde und der Na-tur, zu der wir gehören, und schaffen die Grundlagen einer Zivilisation, die nicht auf Profit, sondern auf Leben – eine Biozivilisation - und eine ÖKOnomie ausgerichtet ist, die mit der ÖKOlogie übereinstimmt, oder wir bereiten uns auf das Schlimmste vor.

Es heißt, der Mensch lerne nichts aus der Geschichte, sondern alles aus dem Leiden. Alle leiden unter der sozialen Isolation und unter der Tren-nung von Gruppen. Möge dieses Leiden nicht umsonst sein. Möge es nicht das Leiden eines Todgeweihten sein, sondern die Geburtswehen einer Erde, die geliebt und gepflegt wird als eine gute und großzügige Mutter, die eigentlich das einzigartige Gemeinsame Zuhause ist, das wir haben, in dem sich alle anpassen können und müssen, einschließlich der Natur.

 

Evangelium vom 1. Adventssonntag 2020

Mk 13,24-37

 

„Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herr-lichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen...“ (Mk 13,26)

 

Von der Entmythologisierung zur Remythisierung

Altes und neues Kirchenjahr sind durch die Bilder von der Wiederkunft des Menschensohns miteinander verbunden. Es sind Bilder, die in der biblischen Apokalyptik (vor allem im Buch Daniel und der Offenbarung des Johannes) ihren Ort haben. Sie wurden wie die Apokalyptik insgesamt als Mythos abgetan. Gemeint waren Bilder und Aussagen, die aus Zeiten stammen, in denen Menschen mit jenseitigen oder vorzeitlichen Welten verbundene Bilder und Geschichten, also Mythen oder Sagen, noch brauchten, um ihr Dasein zu deuten. Viele können mit diesen Geschichten nichts mehr anfangen, weil sie modernen Weltbildern fremd sind. Die Konsequenz: Vom Mythos geprägte biblische Aussagen sollen vom Mythos gereinigt, also entmythologisiert, werden. Auf diesem Weg sollen biblische Texte auf die Höhe der aufgeklärten Welt gebracht und für moderne Menschen nachvollziehbar gemacht werden. Es geht darum, den ‚modernen‘ Menschen unmittelbar anzusprechen. Das schien über die Verbindung von Entmythologisierung mit einer Existenzialisierung des Glaubens möglich. TheologInnen versprechen sich davon, den Glauben für das Leben moderner Menschen zu erschließen. Angesprochen wurde ‚der Bürger‘ in seiner unmittelbaren Existenz. Im Blick auf die Eschatologie, die sog. Lehre von den ‚letzten Dingen‘, wurden vermeintlich rein mythische Bilder über das Ende der Welt uminterpretiert auf das Ende des individuellen menschlichen Lebens, auf den Umgang mit der existentiellen menschlichen Grunderfahrung von Sterblichkeit und Tod. Gefragt wird nach dem Umgang mit der eigenen Endlichkeit, nach der Rettung der eigenen Existenz, nach ihrem möglichen Weiterleben über den Tod hinaus.

Das hat jedoch Folgen: Die Frage nach dem Ende der Welt, die biblische Frage nach dem Bezug zu Welt und Geschichte, nach der Rettung von Menschen angesichts geschichtlicher Katastrophen, nach Unrecht und Gewalt durch geschichtliche Herrschaftssysteme wird mit den vermeintlich rein mythischen, von modernen Menschen nicht mehr verständlichen Weltbildern entsorgt. Das hat den Vorteil, dass Straf- und Höllenpredigten verschwinden. Es verschwindet aber auch die Hoffnung auf eine andere Welt. Gedacht wird vor allem ‚vom Einzelnen her‘, von seiner/ihrer individuellen Existenz. Es sollte ‚der Bürger‘ in seiner privaten Existenz erreicht werden. Inzwischen ist die gesellschaftliche Entwicklung ‚weiter‘ gegangen. In Aufstieg und Blüte der bürgerlichen Welt, die nach den Gesetzen von Produktion und Tausch und der abgespaltenen Reproduktion funktioniert, wurde ein ‚bürgerliches Christentum‘ noch gebraucht zwecks Deutung und ornamentaler Überhöhung der privaten bürgerlichen Existenz. Inzwischen sind die christlichen Traditionen  verdunstet. Da, wo unmittelbar Brauchbares gesucht wird, erscheinen sie als zu fremd und kompliziert. Für die Deutung der postmodernen Existenz sind sie verzichtbar. Auf den einschlägigen Esoterik-, Ratgeber- und Therapiemärkten gibt es hinreichend spirituelle Angebote, derer man/frau sich unmittelbar bedienen kann – ohne mühsame Umwege gehen zu müssen über die kritische Auseinandersetzung mit alten Texten und Versuchen, sie zu interpretieren.

Die Blüte dieser Märkte dürfte damit zusammenhängen, dass die bürgerlich kapitalistische Welt und mit ihr ihre Weltbilder zerbrechen. Wesentliche Grundlage der bürgerlichen Welt waren Arbeit und Leistung. Sie waren eingebettet in die Familie als Ort der Reproduktion und Intimität. In der Krise des Kapitalismus brechen Arbeit und Familie, Produktion und Reproduktion ein. Der Glaube an sozialen Aufstieg und Fortschritt in eine immer bessere Zukunft schwindet dahin. Stattdessen geht die Angst vor sozialem Abstieg um und mit ihr bis zur psychischen Erschöpfung getriebene Anstrengungen, sich als Unternehmer seiner selbst im ‚Kampf ums Dasein‘ zu behaupten. Ängste und Belastungen machen eng. Sie treiben zu einfachen Antworten, die unmittelbare Entlastung versprechen – ohne Umwege über das Nachdenken über gesellschaftliche Zusammenhänge. Statt Entmythologisierung ist wieder Mythos gefragt. Gesucht sind stabilisierende Rückversicherungen, die Halt und Orientierung versprechen, die das eigene Selbst davor bewahren, ins Nichts, in die gähnende Leere gesellschaftlicher und psychischer Abgründe zu stürzen. Angesichts des Zusammenbruchs von Arbeit und Familie als ‚Haltepunkte‘ der bürgerlichen Gesellschaft ist ein letzter alles fundierender Halt in vermeintlich nicht zerstörbaren Fundamenten gefragt. Das gilt auch politisch für die Versuche, Halt in Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus zu finden. Analog dazu geht es spirituell um die Suche nach sicheren Fundamenten und Ursprüngen. Auf ihre Rolle als Ich-AG konditionierte Menschen, die – geplagt von nicht zu bannenden Ängsten vor sozialem Abstieg – unter den Anstrengungen und Erschöpfungen leiden, sich permanent als Unternehmer ihrer selbst optimieren und bewähren zu müssen, suchen unmittelbare alltagstaugliche Antworten, um das anstrengende und vom Scheitern bedrohte Leben zu stabilisieren. Gesellschaftskritische Auseinandersetzung und Interpretation biblischer Texte erscheinen vielen zu umwegig und als zusätzliche Anstrengung. Das vom gesellschaftlichen Scheitern bedrohte modern-postmoderne Selbst sucht unmittelbaren und alltagstauglichen Halt in Mythologien des Selbst. Es findet sie in den Tiefen der eigenen Seele und ihrer Verbindung mit Natur und Kosmos, in Erzählungen von den Kreisläufen der Natur, in der Verschmelzung mit der nun wieder – statt entmythologisierten – vergöttlichten Natur und ihrem ewigen ‚Stirb und Werde‘. Entsprechende spirituell-esoterische Angebote finden sich auf den einschlägigen Märkten. Die Kirchen‚ die sich ‚unternehmerisch‘ entwickeln und vom ‚Einzelnen her denken‘ wollen, blamieren sich in ihren ebenso angestrengten wie banalen Versuchen, mit der Esoterisierung von Glauben und Pastoral in der spirituellen Konkurrenz bestehen zu wollen.

Wachsamkeit statt Beschwichtigung

Gerade die apokalyptischen biblischen Traditionen – wie die von der Wiederkunft des Menschensohns – widerstehen den Neigungen zur mythischen Verschleierung der Wirklichkeit in den Selbst-Illusionen eines heilen und heilenden Selbst und mythologischer Selbstvergewisserung. Vor allem widerstehen sie der Verschleierung des Unrechts und der Gewalt, die von geschichtlicher Herrschaft ausgeht. Apokalyptik meint wörtlich Aufdeckung. Schon das Wort und noch mehr die Inhalte der Apokalyptik stehen gegen Verschleierung und Vernebelung. Mit ihrem Rückgriff auf mythische Bilder bedient sie jedoch nicht das Bedürfnis, die eigene verunsicherte Existenz durch Mythen zu stabilisieren, sondern deckt geschichtliche Herrschaft und ihre Gewaltpotentiale auf. Während die postmodernen Prozesse der Remythisierung verschleiern und vernebeln, deckt Apokalyptik auf. Sie deckt die Bedrohungen auf, die ‚von außen‘ kommen. Schuldig ist nicht der Einzelne, dem es trotz aller Techniken und Ratgeber immer noch nicht gelungen ist, sein Selbst zu stabilisieren. Sie können aufdecken, dass sein vermeintliches Unvermögen und Scheitern mit den Verhältnissen zu tun hat, die ihn ‚von außen‘ in seiner Existenz und Identität bedrohen, ihn prekär und leer werden lassen.

Apokalyptisches ‚Aufdecken‘ zielt nicht auf mythische Betäubung und Beschwichtigung, sondern darauf, „aufzustehen vom Schlaf“ (Röm 13,11), aufzuwachen aus den Tiefenträumen der Seele, darauf, der katastrophischen Wirklichkeit standzuhalten, statt in innere Welten zu fliehen. Die Erfahrung, um die es hier geht, „zielt nicht ausschließlich auf eine augenlos nach innen gewendete Erfahrung, sondern auf [eine] unterbrechende Erfahrung“[1]. Sie schreckt auf, lässt die Wirklichkeit erkennen und weitet den Blick aus selbstbezüglicher Angst auf die Ängste der anderen, von der eigenen Bedrohung auf die Bedrohung der Anderen in den geschichtlichen und gegenwärtigen Katastrophen. Die Weitung des Blicks in der biblischen Apokalyptik hat mit der Weitung zu tun, die mit den Inhalten verbunden sind, für die der biblische Gottesname steht: die Befreiung der Opfer aus Unrecht und Gewalt, der Lebenden und der Toten. Erst in dieser Weitung finden Menschen zu ‚sich selbst‘.

Wie problematisch unmittelbare ‚Selbstbezüglichkeit‘ ist, zeigt sich gegenwärtig bei den ‚Querdenkern‘. In falscher Unmittelbarkeit fordern sie für sich selbst individuelle Freiheit gegen autoritäre staatliche Maßnahmen, ohne diese Forderung in eine soziale bzw. gesellschaftliche Beziehung zu setzen – weder zu denen, die an Corona elendiglich zugrunde gehen noch zu den kapitalistischen Verhältnissen, in deren Zusammenhang Corona entstanden ist, sich ausbreitete und zurückwirkt. Gegen unvermittelte ‚Selbstbezüglichkeit‘ erinnert der Gottesname daran, dass die eigene Rettung nicht ohne die Rettung der anderen gedacht werden kann. Erst dann kann Wirklichkeit werden, wofür das Bild des Menschensohns steht: Gottes menschliche Welt gegen bestialische geschichtliche Herrschaft, die in der Apokalyptik in den Bildern wilder Tiere, die aus dem Abgrund aufsteigen, geschildert werden. Solche mythisch behafteten Bilder sind nicht undialektisch zu entmythologisieren, sondern auf geschichtliche Herrschaft hin zu entziffern, die sie aufdecken und überwinden wollen.

Ende der Zeit und der Welt oder ewige Wiederkehr des Gleichen?

Auch die Vorstellung eines Endes der Zeit, wie sie in den apokalyptischen Bildern zum Ausdruck kommt, gilt als mythologisch und wäre damit zu entmythologisieren. Was diese   ‚Entmythologisierung‘ bedeutet, wird bei Nietzsche deutlich. Wenn Gott als derjenige, der Zeit und Welt ein Ende setzt, tot ist, wie Nietzsche verkündet, hat die Zeit weder einen Anfang noch ein Ende. Sie wird ewig. Und damit kehrt der Mythos zurück: der Mythos von der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Wenn die Zeit kein Ende hat, kann sie auch kein Finale haben. Dann muss auch die Hoffnung auf Rettung für die Opfer geschichtlicher Herrschaft und darin für alle verabschiedet werden. Und schon ist ein neuer Mythos geboren: der Mythos vom Übermenschen, der sich in der Leere unendlicher Zeit selbst setzt und selbst behauptet, der Mythos von kriegerischen Helden, die alle Krisen bestehen und deren Heldentum sich im Sieg über alle zeigt, die ihnen unterlegen sind. Aktuell findet dieser Mythos seinen Ausdruck in einem als antiautoritär geführten und propagierten sozialdarwinistischen Kampf um das Überleben der Stärksten. Gefordert sind Helden, die sich keiner Macht beugen, wie sie von Salonfaschisten um den Philosophen Peter Sloterdjik und seinem AfD-Abkömmling Marc Jongen propagiert werden. Außerhalb der Salons und ungeschminkt formuliert heißt das dann, „man könne doch nicht die ganze Wirtschaft lahmlegen und das öffentliche Leben stoppen, nur weil die Alten nicht sterben wollten. Wer das Virus für gefährlich halte, könne ja zu Hause bleiben“[2].

Nahe an der Zeit Nietzsches hat der marxistische Literaturkritiker und Philosoph Walter Benjamin angesichts der geschichtlichen Erfahrungen mit dem Ersten Weltkrieg und faschistischer Herrschaft den bürgerlichen Gedanken einer auf Fortschritt ausgerichteten Geschichte kritisiert. Er hat gesehen, dass mit diesem Fortschritt die Vorstellung eines leeren und homogenen Flusses der Zeit verbunden ist; er hat darauf gesetzt, dass die Herrschaft dieses leeren „Kontinuum[s] der Geschichte“ aufgesprengt werden müsse[3]. Widerstand gegen die leere Herrschaft der Zeit sieht er in der jüdischen Tradition. „Denn in ihr war jede Sekunde die kleine Pforte, durch die der Messias treten konnte“[4]. In der Erwartung des Messias kann die leere Herrschaft der Zeit, der leere Lauf der Geschichte unterbrochen werden. Solche Unterbrechung widersetzt sich dem ewigen Weiter so, der Ewigkeit des ‚Stirb und Werde‘, dem Mythos von der Ewigkeit eines sozialdarwinistischen Kampfes um Sieg und Triumph. Die Sensibilität für „eine schwache messianische Kraft“[5] steht gegen das Verständnis der Geschichte als Geschichte der Sieger und Überlegenen. Mit den bisherigen Siegen der Überlegenen ist die Geschichte nicht einfach abgeschlossen. Jene „schwache messianische Kraft“ setzt auf „eine geheime Verabredung zwischen den gewesenen Geschlechtern und unseren“[6], auf „einen heimlichen Index“, durch den die Vergangenheit „auf die Erlösung verwiesen wird“[7].

Benjamins Überlegungen sind nicht einfach identisch mit theologischen Überlegungen. Sie können aber Theologie und Verkündigung an ihre mit dem Gottesnamen gegebene Bindung an die Geschichte und das Schicksal aller Menschen, vor allem der in der Geschichte Besiegten, erinnern. Sie markieren einen Gegensatz zwischen Geschichte und Kritik geschichtlicher Herrschaft sowie der Flucht in Mythologie und Innerlichkeit. Die mit dem Evangelium von der Wiederkunft des Menschensohns beginnende Adventszeit unterbricht den Lauf der Geschichte in ihrer leeren Wiederkehr des Gleichen. Die biblischen Texte wollen aufwecken und aufdecken, was Menschen bedroht. Die Hoffnungen, die sie erinnern, verweisen darauf, dass die Geschichte nicht einfach leer, sondern angefüllt ist mit Katastrophen. Deshalb bedarf es gegen das ‚Weiter so‘ und gegen den mythischen Kreislauf des ‚Stirb und Werde‘ einer Unterbrechung, die aufschreckt und wachsam macht. Sie zielt auf die Überwindung der gegenwärtigen kapitalistischen Herrschafts- und Vernichtungsverhältnisse und zugleich auf ein Ende der Geschichte, die sich in den Bildern von der Wiederkunft des Menschensohns als Hoffnung für alle Opfer in der Geschichte Ausdruck verschafft.

Wachsamkeit und ein apokalyptischer Schrei

Der Menschensohn kommt nicht ‚von innen‘, aus den mythologisierten Ur-Tiefen heilender Schichten der Seele, sondern ‚von außen‘. In ihm kommt jener Gott entgegen, der die Verhältnisse des Unrechts und der Gewalt aufheben will, statt den Tod in der mythischen Wiederkehr des Gleichen zu beschwichtigen und zugleich zu verewigen. Die Erinnerung an den Gott des Menschensohns beruhigt nicht, sondern lässt aufschreien angesichts der Katastrophen. Sie ist eine ‚gefährliche Erinnerung‘ weil sie die Verhältnisse, unter denen Menschen leiden, nicht nostalgisch in scheinbar besseren Zeiten verklärt oder religiös mythisch überhöht bzw. fundiert. Solche Erinnerung macht Gott nicht ‚dingfest‘. Sie kann seinen Namen weder definieren noch über ihn verfügen. Sie lässt Gott schmerzlich vermissen. Wurde noch zu Beginn der Corona-Krise die Frage der Theodizee, die Frage, wie Gott das Leid zulassen könne, gestellt, so scheint sie in der Gewöhnung an den Lauf der Dinge und angesichts individueller Aussichten, selbst durchzukommen, eher erledigt. Die Frage nach Gott angesichts des Leids und das Vermissen Gottes war für diejenigen, die sich wach den katastrophischen Verhältnissen stellen und ihre Herrschafts-zusammenhänge aufzudecken versuchen, weder vor Corona erledigt noch jetzt. Sie artikuliert sich im Gebet, zu dem wir – mit einem Text von Johann Baptist Metz[8] – zu Beginn der Corona-Krise ermutigt haben und es in diesem Advent wieder tun. Das Gebet ist Ausdruck dafür, dass sich Menschen nicht mit dem leeren und tödlichen ‚Lauf der Dinge‘ abfinden.

Bei Walter Benjamin heißt es: „Die Tora und das Gebet unterweisen […] im Eingedenken“[9]. Das Eingedenken als das Gedenken geschichtlicher Niederlagen und der Besiegten in der Geschichte lässt keine Ruhe. Gebet ist Ausdruck erwartender apokalyptischer Unruhe und apokalyptischen Widerspruchs gegen den Bann einer angepassten und apathischen Erwartungslosigkeit, die zur Legitimation dafür gerät, den Dingen resigniert ihren vernichtenden Lauf zu lassen. Dagegen steht das Gebet auf. Es hält wach, lässt aufmerken und hinsehen. Gegen angepasste Apathie macht es leidenschaftliche Erwartung stark und meldet Widerspruch an, den Dingen ihren leeren und vernichtenden Lauf zu lassen. Es „ist ein Ort des Widerstands, der ‚Unterbrechung‘, ein Ort des Aufstands gegen diese gnadenlose Kontinuität [...]“[10]

Solches Beten bewegt sich in einem apokalyptischen Horizont. Es sagt nicht gehorsam Ja zu den Verhältnissen. Es beschwichtigt nicht und beruhigt nicht; es vertreibt auch keine Ängste, sondern ist eine Weise, mit Beunruhigung und Angst zu leben. Das den Verhältnissen verweigerte Ja gilt der Hoffnung auf das Kommen Gottes und seines Menschensohns. Und so stimmt es ein in den apokalyptischen Ruf nach dem Ende von Unrecht und Gewalt, nach dem rettenden Ende der Zeit, in den Ruf aus der Offenbarung des Johannes – auch Apokalypse genannt –: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20).


Mt 21, 28-32 ‚Geh und arbeite heute‘

 

Predigt von Michael Meyer beim  Rückblick auf 60 Jahre Bolivien-partnerschaft am 27.09.2020.

 

Von zwei Söhnen ist die Rede. Ein ungleiches Geschwisterpaar. Zwei, die einen Auftrag erhalten: „Geh‘, arbeite mit!“ „Stell Dich den Herausforderungen des Weinberges“. Die beiden Angesprochenen reagieren unterschiedlich. „Ja!“ „Nein!“ „Oder vielleicht doch?“

Zwei unterschiedliche Brüder – möglicherweise so, wie die beiden Bischöfe, die vor 60 Jahren eine Partnerschaft zwischen Bolivien und dem Bistum Trier vereinbart haben.

Der eine ist José Clemente Maurer. Er ist im nahe gelegenen Püttlingen geboren. Seine Lebensberufung führt ihn als Missionar in die Gemeinschaft der Redemptoristen nach Bolivien. Er wird der erste Kardinal Boliviens sein. Als Bischof klopft er in den 1950er Jahren im Nachkriegsdeutschland an, bittet um personelle und finanzielle Unterstützung für die ihm anvertraute Erzdiözese. Immer wieder appelliert er an seine Heimat. Mehrere Jahre lässt er nicht locker.

Doch eine Antwort mit einem eindeutigen „Ja“ lässt auf sich warten. Seine Heimatkirche im Bistum Trier ist bedächtig, vorsichtig. Sein Bruder im Bischofsamt Matthias Wehr zögert; sagt zunächst „Nein“ zu der Anfrage aus Sucre.

Erst 1960, nach Jahren der Verhandlung, taucht die Gründungsurkunde der Partnerschaft auf. Dort heißt es: „Wir vereinbaren eine gegen-seitige brüderliche Unterstützung“. Das anfängliche Schwanken von deutscher Seite aus hat sich im Jahr 1960 in ein verhaltenes „Ja“ gewandelt. Festgelegt wird die Freundschaft allerdings auf einen begrenzten Zeitrahmen von nur 10 Jahren.

Die folgenden Jahre lösen jedoch eine unerwartete Welle der Sorge füreinander aus. Ordensschwestern und Entwicklungshelfer, Priester und Volunteers lassen sich gar für einen längeren Abschnitt ihres Lebens auf das Wagnis der neuen Freundschaft ein. Ihre internationale Erfahrung wird auch andere anstecken: Wer „Ja“ sagt, der wird nicht enttäuscht. Wer es wagt, mitzuarbeiten, der entdeckt neue Horizonte.

Am Ende der vereinbarten 10 Jahre will niemand ernsthaft die Partnerschaft beenden.

Heute, 60 Jahre später, blicken wir dankbar auf den Gründungsimpuls zurück. Persönliche Initiativen, politisches Handeln im Einsatz für die Eine Welt und das Fundament im Gebetsnetzwerk gehören zur Partnerschaft.

Reicht es jedoch, auf 60 Jahre Partnerschaft zurückzuschauen? Wer bei Jubiläen anfängt, nur sich selbst zu feiern, verpasst das Ziel. Das Ziel, dass wir alle zum Aufbau des wachsenden Reiches Gottes gerufen sind.

 

Das Evangelium gibt dabei die Richtung vor. Es stellt uns in die Gegen-wart: „Geh und arbeite heute im Weinberg!“ (v23).  Geh‘ und stell Dich den Anforderungen der komplexen Welt! Dein „Ja“ zur Mitarbeit ist gefragt, damit das Reich Gottes sich entfalten kann; das Reich Gottes, dass dort erfahrbar wird, wo Menschen sorgend füreinander da sind, auch über nationale Grenzen hinweg.

Was könnte das bedeuten?

„Geh‘ und arbeite heute im Weinberg“. Das kann heißen: „Die Weinstöcke vor Gefahren schützen!“

Den Blick also auf jene richten, die verletzlich sind; die am Rande stehen. Die Option für die Armen steht uns nicht nur gut zu Gesicht, sie ist Herzensanliegen eines Gottes, der sich im Evangelium auf die Seite der Zöllner und Dirnen (v31) stellt. Ein Gott, der mit Bartolomé de Las Casas gesprochen, „eine ganz frische und sehr lebendige Erinnerung an das Kleinste und das Vergessenste hegt.“ Ein Gott, dem die wichtig sind, deren Leben in Gefahr und deren Würde bedroht ist – in Deutschland wie in Bolivien!

„Geh‘ und arbeite heute im Weinberg“. Das kann bedeuten: „Neu pflanzen!“

Lass das im Ackerboden zurück, was keine Frucht mehr gibt. Bleib‘ nicht bei Überkommenem stehen! Schau Dich um, was an Neuem wachsen will!

Die sozialen Friedensdienste sind ein zukunftsweisendes Beispiel. Hier unter uns, drüben in Bolivien engagieren sich junge Menschen mit großem Elan. Mit ihnen entsteht Neues. Sie sind globale Brückenbauer, bringen ihre prophetische Kraft für die Zukunft unserer Welt ein.

„Geh‘ und arbeite im Weinberg“. Das kann auch heißen: „Den Boden lockern!“

Wir sind eingeladen, den Glauben in der „Freude des Evangeliums“ (Papst Franziskus) zu leben. Die Partner Boliviens lehren uns im bisweilen müde, manchmal auch ratlos gewordenen Europa, dass das Evangelium auf einem „gelockerten“ Boden tiefe Wurzeln schlagen kann. Der kulturell-spirituelle Reichtum des Partnerlandes mit froher Musik und Tanz steht für diesen tiefen Wurzelgrund. Und die Glaubensfreude vieler Menschen in Lateinamerika drückt sich immer wieder in herzlicher Gastfreundschaft aus.

Manche Enge, auch in unserer Kirche, darf gut und gerne durch bolivianische Lockerungsübungen geweitet, eventuell sogar komplett umgepflügt werden.

„Geh‘ und arbeite heute im Weinberg“. Das heißt an diesem Sonntag:

Freuen wir uns auch an der Ernte des Weinstocks; - über, das was in sechs Jahrzehnten an tragfähigen Beziehungen gewachsen ist.

Lasst uns die Partnerschaft feiern, damit wir mit dem Fest heute Kraft für den weiteren Weg finden.

Warum nicht ganz konkret mit der Frucht des Weinstocks: Vielleicht mit einem Rotwein aus den Höhenlagen Tarijas im Süden Boliviens oder einem heimischen Riesling?

 

Lasst uns dem Gott des Lebens danken - für sein „Ja“ zu unserer Welt und zum Vertrauen, das Menschen aus Trier, Hildesheim und Bolivien sich schenken. Ein „Ja“ der Mitarbeit von so unterschiedlichen Geschwistern im globalen Weinberg Gottes - verbunden mit einem Wunsch aus der Feder von Hanns-Dieter Hüsch:

„Dass wir aufrecht gehen - ohne Hochmut

Dass wir jedem die Hand reichen - ohne Hintergedanken

Und im Namen Gottes Kinder sind - in allen Teilen der Welt.“

Ja, wirklich: In allen Teilen der Welt!

 

Imperiale Träume versus afghanische Realität

Hintergründe und Perspektiven des Abkommens USA-Taliban und der afghanischen Verhandlungsdelegationen

Von Matin Baraki 

Für Dr. Friedrich-Martin Balzer zum 80. Geburtstag

Für Donald Trump war das US-Abkommen mit den Taliban ein wichtiger außenpolitischer Erfolg im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen. Hier soll eine Analyse des strategischen Hintergrunds der Vereinbarung und die Perspektive der laufenden Verhandlung zwischen den Taliban und der Delegation aus Kabul vorgenommen werden.

Nach über einer Dekade geheimer und offizieller Verhandlungen einig-ten sich am 29. Februar 2020 die Vereinigten Staaten und die Taliban in Doha auf ein „Agreement for Bringing Peace to Afghanistan“. In diesem Zusammenhang gaben die US- und die afghanische Regierung am selben Tag eine gemeinsame Erklärung ab. Es handele sich indes noch nicht um ein umfassendes Friedensabkommen, sondern lediglich um eine Art „Türöffner“ zum Einstieg in innerafghanische Verhandlungen. Damit sei ein erster Schritt hin zu einem möglichen Frieden in Afghani-stan getan. Aber der Weg dahin werde allerdings lang und steinig sein. Als Barack Obama 2008 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, signalisierten die Taliban ihre Bereitschaft, den Konflikt am Hindukusch politisch lösen zu wollen. Doch seine Ankündigung, das CIA-Konzentrationslager Guantanamo auf Kuba zu schließen und aus diesem Grund ab sofort keine Gefangenen mehr zu machen, hatte zur Folge, dass die moderaten und verhandlungsbereiten Taliban-Funktio-näre nun per Drohneneinsatz physisch eliminiert wurden. Allein 2013 töteten US-Streitkräfte mehr als 8.000 von ihnen.[i]

Freie, demokratische und streng kontrollierte, von unten nach oben durchgeführte Wahlen für eine Verfassungsgebende Versammlung (Loya Jirga) wären die Rettung des geschundenen afghanischen Volkes sonst wäre nur ein Volksaufstand die Alternative.

Will man das Abkommen zwischen der US-Administration und den Taliban vom 29. Februar 2020 in Doha, der Hauptstadt des Golf-Emirats Katar[ii], in seiner Bedeutung einordnen, fällt einem die Redewendung nach dem römischen Dichter Horaz ein: „Der Berg kreißte und gebar eine Maus“. Das Dokument wurde von Mullah Abdul Ghani Baradar, dem Leiter der Taliban-Delegation, sowie dem US-Sonderbeauftragten Zalmay Khalilzad, einem gebürtigen Afghanen, unterzeichnet. US-Präsident Donald Trump, der die Taliban „große Kämpfer“[iii] nannte, schickte seinen Außenminister Mike Pompeo zur Unterzeichnungs-zeremonie. Der Taliban-Verhandlungsführer Abbas Stanikzai hob stolz hervor: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir den Krieg gewonnen haben.“[iv] Die islamistischen Taliban-Kämpfer sehen sich als die einzige jihadistische Bewegung, die der Supermacht die Stirn geboten und sie zum Abzug gezwungen hat.

Pakistan gilt als Hauptunterstützer der Taliban. Daher ist ein Erfolg des Abkommens auch davon abhängig, wie sich die Verhältnisse zwischen der pakistanischen und afghanischen Administration gestalten. US-Au-ßenminister Pompeo hat im Vorfeld der letzten Runde der Verhandlun-gen „viel Aufwand betrieben, um die pakistanische Führung für das Ab-kommen zu gewinnen. Ihre Unterstützung ist jedoch weiterhin fraglich.“[v]

Nach 19 Jahren Krieg, 1.968 toten US-amerikanischen Soldaten[vi] und zwei Billionen US-Dollar, die Washington im Krieg gegen Afghanistan verpulvert hat,[vii] haben die US-Amerikaner „sich nach Jahren voller Misserfolge dazu verpflichtet, ihre Truppen aus dem Staat [Afghanistan] abzuziehen. Angesichts ihrer vollmundigen Ankündigungen im Jahre 2001 kommt dies einer Flucht gleich. Die USA erlebten in Afghanistan ein Mini-Vietnam.“[viii]

Die Tinte auf dem Papier war noch nicht trocken, als sich prompt der afghanische Präsident Ashraf Ghani am 1. März zu Wort meldete und eine der wichtigen Komponenten der Vereinbarung ablehnte. Danach sollten bis zum 10. März 5.000 gefangene Taliban-Kämpfer freigelassen werden. Es gäbe „keine Verpflichtung“ betonte Ghani. „Die Vereinigten Staaten vermittelten. Vermitteln heißt nicht, Entscheidungen zu tref-fen.“[ix] Die Taliban-Gefangenen sind ein wichtiges strategisches Faust-pfand für die Kabuler Administration, die sie als Teil der innerafgha-nischen Verhandlungen ansieht und nicht als Vorbedingung für die Verhandlung akzeptiert. Die Entscheidung über die Freilassung der Taliban-Kämpfer stehe nicht den USA, sondern seiner Regierung zu, hob Ghani hervor. Im Gegenzug müssten 1.000 gefangengenommene Regierungskämpfer freigelassen werden. Als Reaktion auf Ghanis Äußerung kündigte ein Taliban-Sprecher, Sabiullah Mudschahid, an, dass die Kampfhandlungen bis zu einer innerafghanischen Einigung fortgeführt würden. Durch zwei Anschläge der Taliban in Nordafghanis-tan wurden mindestens 20 Sicherheitskräfte getötet, 16 Mitglieder der nationalen Sicherheitskräfte kamen bei einem Angriff auf die Militärba-sis in der Stadt Kundus ums Leben. Bei einem weiteren wurden vier Polizisten getötet und einer verletzt.[x] „Die Taliban wollen jetzt noch einmal militärische Stärke demonstrieren“[xi] stellte der deutsche Kom-mandeur für Nordafghanistan, Brigadegeneral Jürgen Brötz fest. Sie wollten die Kabuler Administration in die Knie zwingen. Nach Angabe der nationalen Sicherheitsbehörde in Kabul haben die Taliban bis zum 26. April 2020 insgesamt 2.804 Operationen durchgeführt. Daraufhin lenkte Ashraf Ghani ein und bot die Freilassung von 1.500 Taliban-kämpfer an. Aber dies wurde von den Taliban umgehend zurückge-wiesen, indem ihr politischer Sprecher Suhail Shaheen betonte, dass „5.000 Gefangene als vertrauensbildende Maßnahme freigelassen werden sollten, und das sollte vor innerafghanischen Gesprächen sein“.[xii] Die Taliban bestehen also darauf, dass gemäß dem Abkommen mit den USA noch vor Beginn der innerafghanischen Verhandlungen die Gefangenen freigelassen werden müssen. Sie verlangen die Frei-lassung von namentlich genannten fünfzehn ihrer Funktionsträger. Ansonsten würde es keine Verhandlungen mit der Kabuler Administra-tion geben.[xiii] Bis Mitte April haben die Taliban insgesamt 60[xiv] und die Regierung ihrerseits bis Anfang Mai 850 Gefangene freigelassen.[xv]

Die US-Armee nahm die Anschläge der Taliban zum Anlass, unmittel-bar am 4. März einen Luftangriff gegen die Taliban-Kämpfer zu fliegen. Im Bezirk Nahr-e-Saraj in der süd-afghanischen Provinz Helmand, einer Hochburg der Taliban, bombardierte die US-Luftwaffe ihre Kämpfer, wie der US-Militärsprecher, Sonny Leggett, auf Twitter mitteilte.[xvi]

Man ist geneigt zu fragen, ob denn nun alles für die Katz gewesen ist?[xvii] Der US-Vertreter und die Taliban haben zwölf Jahre geheime und zwei Jahre offizielle Gespräche in Katar geführt, um Bedingungen für eine politische Lösung des längsten Krieges der US-Geschichte auszuhan-deln. Trump wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen sein Wahlversprechen, die US-Einheiten aus Afghanistan abzuziehen, realisieren und die Präsidentschaftswahlen am 3. November 2020 für sich entscheiden. Zum anderen die Taliban in die kolonial-ähnlichen Strukturen am Hindukusch integrieren und durch Vergabe von ein paar Posten neutralisieren.

Er bemängelte, dass in dem seit Ende 2001 währenden Krieg hohe Kosten für die US-Truppen, für den amerikanischen Steuerzahler und für das afghanische Volk verursacht worden seien. Dieser Krieg hat nach offiziellen Angaben in den Hochphasen (2002 bis 2014) jede Wo-che 1,5 Milliarden US-Dollar gekostet. Im Wahlkampf versprach er dem US-amerikanischen Volk, „dass ich damit beginnen würde, unsere Trup-pen nach Hause zu bringen und zu versuchen, diesen Krieg zu been-den“[xviii]. Kann man dem launigen US-Präsidenten glauben? Würden es die US-Strategen zulassen, die Truppen aus Afghanistan abzuziehen, zumal NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf der letzten Tagung der Verteidigungsminister am 14. Februar 2020 die VR China als Gegner – im Kommuniqué diplomatisch als Herausforderung für den Wes-ten verbrämt – eingestuft hat? Afghanistan hat ganz im Norden eine gemeinsame Grenze mit China. Genau dort befindet sich ein NATO-Stützpunkt. Das Land am Hindukusch ist ein unsinkbarer Flugzeug-träger der USA und der NATO. Auch Barack Obama hatte den Abzug der US-Armee versprochen. Doch er reduzierte lediglich die Kampf-truppen und afghanisierte somit den Krieg. Seitdem kämpfen überwie-gend Afghanen, unter welchen Namen auch immer, gegen Afghanen.

Das Abkommen ist also lediglich „ein Deal der Versprechungen“[xix], auf dessen Grundlage noch weitere Maßnahmen verhandelt werden sollen. „Wir stehen erst am Anfang“[xx], sagte Mike Pompeo. Die beabsichtigten innerafghanischen Friedensverhandlungen würden „harte Arbeit und Opfer von allen Seiten“[xxi] erfordern, bemerkte er. Nach der Umsetzung des Abkommens würden die ausländischen Truppen bis Ende April 2021 vollständig abgezogen werden. „Sollten schlimme Dinge passieren, werden wir zurückkehren“[xxii] drohte der US-Präsident. Die USA könnten den Krieg in Afghanistan gewinnen, dazu müssten sie aber „eine Million Leute töten“,[xxiii] Trump. Die Kernforderung der Taliban wäre erfüllt, wenn der Abzug der ausländischen „Invasoren“ tatsächlich erfolgen würde. Taliban-Chef Hibatullah Akhundzada nannte das Abkommen einen „großen Sieg“ seiner Bewegung. Er meinte, dass dieses Abkommen „zum Ende der Besatzung“[xxiv] Afghanistans führen werde. Die Taliban verpflichten sich unter anderem dazu, dass von Af-ghanistan keine Terrorbedrohung gegen die USA und ihre Verbündeten mehr ausgehe. Das ist nichts anderes als ein Alibi-Argument, denn von Afghanistan ist nie eine Terrorgefahr für die USA und ihre Verbündeten ausgegangen.

Ein weiterer Bestandteil des Abkommens ist die Festlegung, dass die Taliban Verhandlungen mit der Kabuler Administration führen sollen. Das wären dann die eigentlichen Friedensgespräche, obwohl sie sich bisher geweigert hatten, direkt mit der Kabuler Führung zu verhandeln, weil sie die Regierung für eine Marionette der USA halten. Die Unter-redungen sollen der Vereinbarung zufolge zu einem dauerhaften Waffenstillstand und einem politischen Fahrplan für die Zukunft Afghanistans führen. Würde es tatsächlich dazu kommen, besteht die reale Möglichkeit, dass es zu einer erneuten Spaltung der Bewegung der Taliban kommen könnte. Die Spaltergruppe würde sich dann der in Afghanistan operierenden Daesch „Islamischer Staat“ (IS) anschließen und zu dessen Stärkung beitragen. Dann würde das Land am Hindu-kusch vom Regen in die Traufe kommen.

Die USA sicherten den Taliban zu, die Zahl ihrer Soldaten binnen 135 Tagen von rund 13.000 auf 8.600 zu verringern. Die Stärke der interna-tionalen Truppen soll proportional sinken. Nur fünf von sechzehn gro-ßen und zwölf kleinere US-Militär-Basen müssten demnach in diesem Zeitraum geschlossen werden. Sollte das Abkommen halten, würden innerhalb von 14 Monaten – also bis Ende April 2021 – alle ausländi-schen Truppen abziehen. In der gemeinsamen Erklärung Washingtons und Kabuls vom 28. Februar 2020 heißt es dazu einschränkend: „Ge-mäß der gemeinsamen Einschätzung und Entscheidung der USA und Afghanistans“ sowie „in Abhängigkeit von der Erfüllung ihrer im Abkom-men mit den USA übernommenen Verpflichtungen durch die Taliban“[xxv]. In einer Erläuterung des US State Departments zu dem Doha-Abkom-men wird hervorgehoben, der Abzug der US-Truppen sei „Conditions based“ (bedingt) und „wird davon abhängen, wie gut die Taliban sich an ihre Verpflichtungen halten“[xxvi]. Die US-Administration kann sich außer-dem auf das 2012 abgeschlossene „Strategic Partnership Agreement“ berufen, das den USA erlaubt, bis 2024 Truppen in Afghanistan zu stationieren. Darüber hinaus gibt es ein geheimes Abkommen von 2002 zwischen der Kabuler Administration unter dem damaligen Präsidenten Hamid Karzai und den USA, wonach die US-Einheiten für 99 Jahre in Afghanistan bleiben dürfen. Es gibt also viele Imponderabilien, wodurch die ganze Geschichte ad absurdum geführt werden könnte.

Im Zusammenhang mit dem IS-Anschlag am 6. März 2020 in der afgha-nischen Hauptstadt Kabul, in dessen Folge mehr als 30 Menschen ums Leben kamen, wurde Trump darauf angesprochen, wie die USA künftig für die Sicherheit Afghanistans sorgen wollen, da die afghanische Re-gierung nach einem Abzug der US-Truppen nicht mehr auf militärische Unterstützung der USA zur Abwehr der Taliban bzw. dem IS bauen könne. „Irgendwann müssen Länder für sich selber sorgen“ sagte Trump am 6. März im Weißen Haus auf die Frage eines Reporters, ob er eine Machtübernahme der Taliban nach dem geplanten Abzug befürchte. „Irgendwann werden sie sich selber schützen müssen.“[xxvii] Die US-Soldaten seien inzwischen seit fast zwei Jahrzehnten in Afghanistan im Einsatz. Es wurden 2.000 US-Soldaten getötet[xxviii] und mehr als 20.000 verletzt. „Wir können nicht die nächsten 20 Jahre dort sein.“[xxix] Ergänzend stellte Zalmay Khalilzad Anfang März in einem Interview mit dem afghanischen Fernsehsender Tolo fest, dass die USA niemanden um Erlaubnis gebeten hätten, als sie nach Afghanistan einmarschierten. Sie werden dies auch nicht tun, wenn sie abziehen wollen.

Innerafghanischer Dialog

Die Tinte auf dem Papier, auf dem das Abkommen zwischen dem US- und dem Taliban-Vertreter unterzeichnet wurde, war noch nicht trocken, da setzten die Taliban ihre Angriffe auf die afghanischen Sicherheitskräfte in verstärktem Maße fort. Es gab „innerhalb einer Woche in 32 der 34 Provinzen insgesamt 422 Angriffe der militant-islamischen Taliban. Dabei seien 291 Soldaten und andere Sicherheitskräfte getötet und 550 verletzt worden“[xxx], meldete die Deutsche Presseagentur (dpa). Damit wollten die Taliban ihre unangefochtene Stärke erneut demonstrieren und aus dieser Position heraus mit der Kabuler Administration in die innerafghanischen Verhandlungen gehen. Darüber hinaus wollten sie die vollständige Freilassung ihrer noch in Haft befindlichen Mitglieder erzwingen. Die afghanische Administration weigerte sich zunächst die 400 besonders gefährlichen Gefangenen freizulassen. Darunter waren 156 Taliban, die wegen „ihrer Verbrechen eigentlich zum Tode verurteilt waren, weitere 105 wegen eines Mordvorwurfs in Haft seien und 51 wegen Drogenschmuggels“[xxxi], lautete die Begründung von Sediq Sediqqi, des Sprechers des afghanischen Präsidenten. Auch die Regierungen Frankreichs, Australiens und der Vereinigten Staaten haben sich gegen die Freilassung derjenigen Taliban ausgesprochen, die an der Tötung ihrer Soldaten beteiligt waren.[xxxii] Nun befand sich der afghanische Präsident Ashraf Ghani in einer Zwickmühle. Mit einem geschickten Schachzug hat Ghani die Verantwortung an die Repräsentanten der afghanischen Völkerschaften übertragen. Er berief am 7. August 2020 die traditionelle Ratsversammlung, die Loya-Jirga ein, die über die Freilassung der als gefährlich eingestuften Taliban entscheiden sollte. Wie erwartet sprachen sich fast alle 3.400 Delegierten für die Freilassung der noch in Haft befindlichen Taliban-Kämpfer aus.[xxxiii] Die Abgeordnete Belqis Roschan sah die Zustimmung als „nationalen Verrat“ an. Dafür wurde sie von der Abgeordneten Schekeba Safi zu Boden geworfen. Mit der Zustimmung der Loya-Jirga für die Freilassung der Taliban-Gefangenen wurde der Weg frei für die sehnsüchtig erwarteten innerafghanischen Friedensverhandlungen. Innerhalb von einer Woche sind wir bereit für einen Dialog verkündete der Sprecher des politischen Büros der Taliban, Suhail Schahin.[xxxiv] Am 12. September trafen die 6-köp-fige Abordnung der Taliban und die 21-köpfige Abordnung im Auftrag der afghanischen Administration, darunter nur vier Frauen, in Doha ein. In den Medien wird fälschlicherweise von einer Verhandlung der Taliban mit der afghanischen Regierung gesprochen. Da die Taliban die Regierung in Kabul nicht anerkennen und sie als Marionette der USA einstufen, besteht die Delegation aus Kabul nicht aus Regierungsmitgliedern, sondern aus Parlamentariern, der Entourage der Warlords, der soge-nannten Zivilgesellschaft usw. Den Vorsitz hat Präsident Ghani seinem Rivalen Abdullah übertragen. Sollten die als gefährlich eingestuften Taliban wieder in den Jihad ziehen, wird man die Loya Jirga dafür verantwortlich machen. Im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen mit den Taliban, wird Abdullah als gescheiterer Politiker diskreditiert sein.

„Die Forderung der Loya Jirga nach einer Waffenruhe“[xxxv] lehnten die Ta-liban umgehend ab. Seit dem Abkommen vom 29. Februar 2020 zwi-schen den Taliban und den Vereinigten Staaten sind „mehr als 10.000 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte getötet oder verletzt worden.“[xxxvi] Im Juli 2020 haben die Aufständischen sogar das Büro des afghanischen Vizepräsidenten Amrullah Saleh angegriffen und am 9. September haben sie ein Attentat auf seine Autokolonne verübt. Bei dem ersteren wurden 24 und bei dem letzteren zehn Menschen getötet.[xxxvii] Da Saleh in der Regierungszeit von Hamed Karzai GeheimdienstEinbeziehung der afghanischen Regierung in das US-Taliban-Abkommen. Zweitens: die Berücksichtigung der Forderungen der Loya Jirga.[xxxviii] Drittens: die Einhaltung der internationalen Verpflichtungen der afghanischen Regierung. Viertens: die Beendigung des Krieges.

Die Verzögerung des Beginns der Verhandlungen und die starke Zunahme der Gewalt im Land haben Bedenken hinsichtlich der Zukunft des Friedensprozesses ausgelöst. Inzwischen hat sich der pakistani-sche Premierminister Imran Khan, ein wichtiger Verbündeter und Be-schützer der Taliban, in den Prozess eingeschaltet. Er wies darauf hin, dass es keine militärische Lösung für den Konflikt in Afghanistan gäbe. „Die afghanischen Parteien müssen diese historische Gelegenheit nut-zen, konstruktiv zusammenarbeiten und durch innerafghanische Ver-handlungen eine integrative, breit angelegte und umfassende politische Lösung sicherstellen“[xxxix], sagte Khan am 10. November 2020 in einer Rede vor den Führern der Shanghai Cooperation Organization.

Abzug oder Wahlkalkül?

Während US-Verteidigungsminister Mark Esper am 8. August 2020 beim US-Sender Fox News von einer Reduzierung der US-Armee von derzeit 8.600 auf 5.000 bis Ende November sprach,[xl] hat US-Präsident Donald Trump am 7. Oktober 2020 angekündigt, die „tapferen Männer und Frauen, die noch in Afghanistan dienen“[xli] bis Weihnachten vom Hindukusch abzuziehen. Die Taliban haben dies jedenfalls mit Genug-tuung und als willkommen zur Kenntnis genommen. Am 8. Oktober 2020 begrüßte der Sprecher der Taliban, Sabihullah Mujahed, Trumps Erklärung „als positiven Schritt für die Umsetzung des Friedensab-kommens zwischen den USA und den Taliban. Die Taliban fühlten sich dem Abkommen verpflichtet und hofften auf Beziehungen zu allen Staaten, einschließlich den USA.“[xlii] Abdullah, der als Vorsitzender des Hohen Rates für Versöhnung und als Delegationsleiter bei den Ver-handlungen in Doha fungiert, sagte nüchtern: „Es wird ein bisschen dauern, bis wir das verdaut haben.“[xliii]

US-Präsident Trump hat am 17. November 2020 den Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan angekündigt. Bis zum 15. Januar 2021 werde die Zahl der Soldatinnen und Soldaten auf etwa 2.500 reduziert,chef war und als einer von den gnadenlosen Folterern auch der Taliban galt, ist er Zielscheibe der Angriffe der Aufständischen.

Die Taliban bekräftigten ihre Forderungen, zunächst über die eigent-lichen Gründe des Krieges gegen Afghanistan zu sprechen. Danach könnte man eine Waffenruhe in Erwägung ziehen. Als wichtigstes Ziel nannte der Sprecher ihrer Delegation, Mohammad Naeem Wardag, „die Beendigung der ‚Besatzung‘ Afghanistans und die Errichtung eines ‚wahren islamischen Systems‘“[xliv] am Hindukusch. Darüber hinaus wollen die Taliban im Falle einer Regierungsbeteiligung die Leitung der Schlüssel-Ministerien innehaben.

Da die Verhandlungen zwischen den Taliban und den USA über mehr als eine Dekade beanspruchten, kann man davon ausgehen, dass die innerafghanischen Gespräche einer Sisyphos ähnlichen Arbeit sein dürften. Die Delegationen der Taliban und der Kabuler Seite verhandeln schon seit dem 12. September 2020 in Doha lediglich darüber, wie verhandelt werden soll. Zu einer Verhandlung über eigentliche Sachfragen ist es also noch ein langer Weg. Da die Taliban darauf bestanden, dass sowohl das US-Taliban-Abkommen sowie die Scharia als Grundlagen der Verhandlungen gelten müssen, hat sich wegen unterschiedlichen Meinungen der Beginn der Friedensgespräche weiter verzögert.

Um die Gespräche in Gang zu bringen, hat inzwischen das Verhandlungsteam aus Kabul der Taliban-Delegation vier neue Vorschläge unterbreitet, um den Stillstand zu beheben. Erstens: die Einbeziehung der afghanischen Regierung in das US-Taliban-Abkommen. Zweitens: die Berücksichtigung der Forderungen der Loya Jirga.[xlv] Drittens: die Einhaltung der internationalen Verpflichtungen der afghanischen Regierung. Viertens: die Beendigung des Krieges.

Die Verzögerung des Beginns der Verhandlungen und die starke Zunahme der Gewalt im Land haben Bedenken hinsichtlich der Zukunft des Friedensprozesses ausgelöst. Inzwischen hat sich der pakistani-sche Premierminister Imran Khan, ein wichtiger Verbündeter und Be-schützer der Taliban, in den Prozess eingeschaltet. Er wies darauf hin, dass es keine militärische Lösung für den Konflikt in Afghanistan gäbe. „Die afghanischen Parteien müssen diese historische Gelegenheit nut-zen, konstruktiv zusammenarbeiten und durch innerafghanische Ver-handlungen eine integrative, breit angelegte und umfassende politische Lösung sicherstellen“[xlvi], sagte Khan am 10. November 2020 in einer Rede vor den Führern der Shanghai Cooperation Organization.

Abzug oder Wahlkalkül?

Während US-Verteidigungsminister Mark Esper am 8. August 2020 beim US-Sender Fox News von einer Reduzierung der US-Armee von derzeit 8.600 auf 5.000 bis Ende November sprach,[xlvii] hat US-Präsident Donald Trump am 7. Oktober 2020 angekündigt, die „tapferen Männer und Frauen, die noch in Afghanistan dienen“[xlviii] bis Weihnachten vom Hindukusch abzuziehen. Die Taliban haben dies jedenfalls mit Genug-tuung und als willkommen zur Kenntnis genommen. Am 8. Oktober 2020 begrüßte der Sprecher der Taliban, Sabihullah Mujahed, Trumps Erklärung „als positiven Schritt für die Umsetzung des Friedensab-kommens zwischen den USA und den Taliban. Die Taliban fühlten sich dem Abkommen verpflichtet und hofften auf Beziehungen zu allen Staaten, einschließlich den USA.“[xlix] Abdullah, der als Vorsitzender des Hohen Rates für Versöhnung und als Delegationsleiter bei den Ver-handlungen in Doha fungiert, sagte nüchtern: „Es wird ein bisschen dauern, bis wir das verdaut haben.“[l]

US-Präsident Trump hat am 17. November 2020 den Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan angekündigt. Bis zum 15. Januar 2021 werde die Zahl der Soldatinnen und Soldaten auf etwa 2.500 reduziert, erklärte der geschäftsführende Verteidigungsminister Christopher Miller im Pentagon, wie die Presseagenturen einstimmig meldeten. Im Abkommen vom Februar 2020 zwischen den USA und den Taliban war von einem vollständigen Abzug erst bis Ende April 2021 die Rede. Ob dies wieder eine von seinen 20.000 Lügen also „Fake News“ sind, die die Neu York Times[li] und Washington Post[lii] gezählt haben, oder ob er damit sein Wahlversprechen erfüllen und damit gleich seinen Nach-folger vor vollendete Tatsachen stellen will, sei dahingestellt.

Innerafghanische Verhandlungen oder Diktat der Taliban?

Der Sprecher der Taliban in Doha, Mohammad Naeem, teilte per Twitter mit, dass die Verhandlungsführer beider Seiten am 15. Novem-ber 2020 Verfahrensregeln mit 21 Punkten, die nicht genau benannt wurden, vereinbart hätten. Die internationalen Nachrichtenagenturen berichteten am 28. November 2020 von einem Durchbruch in den Gesprächen. Beide Verhandlungsteams wären übereingekommen u.a. das US-Taliban-Abkommen, die UN-Stellungsnahmen für den afgha-nischen Friedensprozess, den Willen des afghanischen Volkes als Grundlage für bevorstehende Verhandlungen zu berücksichtigen.[liii] Am 29. November 2020 wurde berichtet, dass die Doha-Entscheidung von der Führung der beiden Seiten noch nicht gebilligt worden sei. Der Sprecher des Präsidenten Ashraf Ghani dementierte die Fortschritte bei der Verhandlung. Dies wird zu einem Stillstand in den Gesprächen führen, dies wird auch den Krieg verschärfen“[liv], sagte Faiz Mohammad Zaland, ein Universitätsdozent.

Der ehemalige US-Botschafter in Afghanistan, Ronald E. Neumann, sprach auf der von den „Konservativen Freunden“ Afghanistans orga-nisierten Online-Konferenz darüber, dass die neue Strategie der USA für Afghanistan einige Zeit in Anspruch nehmen werde. „Die Regierung von Joe Biden wird einige Zeit brauchen, um eine Afghanistanpolitik zu entwickeln“[lv], sagte er. Würde es tatsächlich zu einem Abzug der US-Einheiten kommen, könnte es sein, dass die Taliban durch ihre militä-rische Stärke motiviert werden, die Regierung in Kabul zu stürzen. Das wäre dann die nächste Runde eines innerafghanischen Krieges. Denn die Warlords werden nicht zulassen, dass man ihnen die Butter von Brot nimm


[1]Johann Baptist Metz, Mystik der offenen Augen. Wenn Spiritualität einbricht, Freiburg im Breisgau 2011, 21.

[2]So wurde es – wie der Kölner Stadt-Anzeiger vom 21./22.11. 2020 berichtet – in Hassmails an Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, formuliert.

[3]Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, in: ders., Gesammelte Schriften I,2, Frankfurt am Main 7/2015, 690-704, 701

[4]Ebd., 704.

[5]Ebd., 697.

[6]Ebd., 694.

[7]Ebd., 693.

[8]Metz, Ermutigung zum Gebet, in: Mystik (Anm. 1).

[9]Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, (Anm. 2), 704.

[10]Johann Baptist Metz, Ermutigung zum Gebet, in: Mystik (Anm. 1), 113.



[i]Vgl. Ettmayer, Wendelin: Weltweite Übermacht der USA?, in: International, Wien, I/2020, S. 7.

[ii]Vgl. Ettmayer, Wendelin: s.o.

[iii]Meier, Christian/Sattar, Majid: Die Taliban sind große Kämpfer, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 2.3.2020, S. 5.

[iv]Meier, Christian/Sattar, Majid: Streit über Afghanistan-Vereinbarung, in: FAZ, 2.3.2020, S. 1.

[v]Glatz, Rainer L./Kaim, Markus: Mandat verlängern – Abzug vorbereiten, in: SWP-Aktuell, Berlin, NR. 18 März 2020, S. 2.

[vi]Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2006/umfrage/gefallene-oder-verunglueckte-soldaten-der-westlichen-koalition-in-afghanistan/. Im Rahmen der „Operation Enduring Freedom (2001 bis 2020) sind 2.400 US-Soldaten gefallen. Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72801/umfrage/kriege-der-usa-nach-anzahl-der-soldaten-und-toten/. Seit Ende 2001 bis zum 22.1.2020 kamen insgesamt 3.587 Soldaten der westlichen Allianz in Afghanistan ums Leben. Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2006/umfrage/gefallene-oder-verunglueckte-soldaten-der-westlichen-koalition-in-afghanistan/.

[vii]Die Bundesrepublik Deutschland hat insgesamt 58 Tote und mehr als 100 Verletzte zu beklagen. Etwa 90.000 Soldaten der Bundeswehr waren seit Januar 2002 am Hindukusch eingesetzt. 2014 waren es fast 5.000 Soldaten, bis heute blieben 1.234 dort. Der Einsatz hat den deutschen Steuerzahlern bis jetzt über sechs Milliarden € gekostet. Vgl. Carstens, Peter: Verteidigung am Hindukusch, in FAZ, 12.3.2020, S. 10.

[viii] Moskowskij Komsomolets, Moskau, 2.3.2020.

[ix]Meier, Christian/Sattar, Majid: Die Taliban sind große Kämpfer, a.a.O., S. 5.

[x]Vgl. Anschlag in Nordafghanistan: Taliban töten trotz Abkommen weiter, in: dpa, 4.3.2020.

[xi]Käppner, Joachim: „Die Kämpfe sind intensiver geworden“ (Interview), in: Süddeutsche Zeitung (SZ), 16.4.2020, S. 5.

[xii]Taliban weisen Angebot aus Kabul zurück, in: AFP, 11.3.2020.

[xiii] Vgl. Taliban widersprechen Ghani, in: SZ, 3.3.2020, S. 7.

[xiv] Vgl. Taliban lassen weitere Gefangene frei, in: FAZ, 18.4.2020, S. 6.

[xv]Vgl. Afghanische Regierung ließ weitere 300 Taliban frei, in: Salzburger Nachrichten, 5.5.2020.

[xvi] Vgl. USA fliegen Angriff auf Taliban, in: dpa, 4.3.2020.

[xvii] Vgl. Matern, Tobias: Friedensabkommen zwischen USA und Taliban wackelt, in: SZ, 2.3.2020, S. 1.

[xviii] Trump: USA und Taliban unterzeichnen Abkommen, in: dpa, 27.2.2020.

[xix] Meier, Christian: Ende eines endlosen Kriegs?, in: FAZ, 2.3.2020, S. 1.

[xx] Meier, Christian/Sattar, Majid: Die Taliban sind große Kämpfer, a.a.O., S. 5.

[xxi] Ebenda.

[xxii] Ebenda.

[xxiii] Ebenda.

[xxiv] Ebenda.

[xxv] Mellenthin, Knut: Bedingt bereit, in: Junge Welt, Berlin, 2.3.2020, S. 8.

[xxvi] Ebenda.

[xxvii] Trump: Machtübernahme der Taliban in Afghanistan möglich, in: AFP, 6.3.2020.

[xxviii] Vgl. Bislang 2.000 US-Soldaten in Afghanistan getötet, in: dapd/AP, 30.09.2012.

[xxix] Trump: Machtübernahme der Taliban in Afghanistan möglich, in: dpa, 6.3.2020.

[xxx] Deutsche Presseagentur (dpa), 22.6.2020; Fast 300 Tote in einer Woche, in: SZ, 23.6.2020, S. 6.

[xxxi] Matern, Tobias: Taliban erzwingen Amnestie, in: SZ, 10.8.2020, S. 7.

[xxxii] Meier, Christian: Kabul stoppt Gefangenaustausch, in: FAZ, 19.8.2020, S. 6.

[xxxiii] Vgl. Meier, Christian: Die schwierigen Fragen kommen noch, in: FAZ,13.8.2020, S. 8.

[xxxiv] Vgl. Matern, Tobias: Taliban bereit für Dialog, in: SZ, 12.8.2020, S. 7.

[xxxv] Meier, Christian: Die schwierigen Fragen kommen noch, in: FAZ, 13.8.2020, S. 8.

[xxxvi] Ebenda.

[xxxvii] Vgl. Meier, Christian: Attentat in Kabul, FAZ, 10.9.2020, S. 5.

[xxxviii] Die wichtigsten Forderungen in der Resolution der Loya Jirga beinhalten u.a. folgende Punkte: 1. dauerhafter Frieden, 2. Freilassung von 400 noch in Haft befindlichen Taliban, 3. Abschiebung der ausländischen Gefangenen, 4. sofortige direkte innerafghanische Friedensverhandlungen, 5. sofortiger Waffenstillstand, 6. es soll garantiert werden, dass die freigelassenen Taliban sich nicht den Kämpfern anschließen, 7. die Taliban sollen auch die Regierungsgefangenen freilassen […], 11. die Errungenschaften der letzten Jahre sollen respektiert werden,12. die Menschenrechte sollen respektiert werden und 13. die Frauenrechte sollen respektiert werden۱۳۹۹. قطعه ‌نامه ۲۵ ماده‌ئی لویه جرکه مشورتی

[xxxix] Omeri, Abdulhaq: Delegierte bieten neue Lösungen für die Wiederaufnahme von Gesprächen, in: Tolo-News, Kabul, 11.11.2020. عبدالحق عمری: پیشنهادهای تازه هیئت افغانستان برای شکستن سکوت مذاکرات، طلوع نیوز، کابل، ۲۱ عقرب ۱۳۹۹

[xl]Vgl. Matern, Tobias: Taliban erzwingen Amnestie, in: SZ, 10.8.2020, S. 7.

[xli]Deutsche Presseagentur (dpa), 8.10.2020; Zufriedene Taliban, in: SZ, 9.10.2020, S, 6.

[xlii] Ebenda.

[xliii] Ebenda.

[xliv] Meier, Christian: Noch keine Einigung auf Waffenruhe, in: FAZ, 18.9.2020, S. 5.

[xlv] Die wichtigsten Forderungen in der Resolution der Loya Jirga beinhalten u.a. folgende Punkte: 1. dauerhafter Frieden, 2. Freilassung von 400 noch in Haft befindlichen Taliban, 3. Abschiebung der ausländischen Gefangenen, 4. sofortige direkte innerafghanische Friedensverhandlungen, 5. sofortiger Waffenstillstand, 6. es soll garantiert werden, dass die freigelassenen Taliban sich nicht den Kämpfern anschließen, 7. die Taliban sollen auch die Regierungsgefangenen freilassen […], 11. die Errungenschaften der letzten Jahre sollen respektiert werden,12. die Menschenrechte sollen respektiert werden und 13. die Frauenrechte sollen respektiert werden۱۳۹۹. قطعه ‌نامه ۲۵ ماده‌ئی لویه جرکه مشورتی

[xlvi] Omeri, Abdulhaq: Delegierte bieten neue Lösungen für die Wiederaufnahme von Gesprächen, in: Tolo-News, Kabul, 11.11.2020.
عبدالحق عمری: پیشنهادهای تازه هیئت افغانستان برای شکستن سکوت مذاکرات، طلوع نیوز، کابل، ۲۱ عقرب ۱۳۹۹

[xlvii] Vgl. Matern, Tobias: Taliban erzwingen Amnestie, in: SZ, 10.8.2020, S. 7.

[xlviii] Deutsche Presseagentur (dpa), 8.10.2020; Zufriedene Taliban, in: SZ, 9.10.2020, S, 6.

[xlix] Ebenda.

[l]Ebenda.

[li]Vgl. https://www.jetzt.de/netzteil/new-york-times-veroeffentlicht-liste-mit-allen-luegen-von-donald-trump.

[lii]Vgl. Trump lügt im Schnitt zwölf Mal am Tag, in: „The Washington Post“: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_85665402/trump-luegt-im-schnitt-zwoelf-mal-am-tag-10-000-luegen-seit-amtsantritt-.html.

[liii]Vgl. Langari, Syed Zabiullah: Taliban: Am 15. November einigten sich die Doha-Unterhändler auf Regeln, in: Tolo-News, Kabul, 28.11.2020: https://tolonews.com/afghanistan-168098.

[liv]Amiry, Sharif: Doha: Reports of Progress in Talks Disputed, in: Tolo-News, Kabul, 29.11.2020. https://tolonews.com/afghanistan-168116.

[lv]Omeri, Abdulhaq: Delegierte bieten neue Lösungen für die Wiederaufnahme von Ge-sprächen, in: Tolo-News, Kabul, 11.11.2020. https://tolonews.com/afghanistan-167692. عبدالحق عمری: پیشنهادهای تازه هیئت افغانستان برای شکستن سکوت مذاکرات، طلوع نیوز، کابل، ۲۱ عقرب ۱۳۹۹

 

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